Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat mit „Unser Weg“ eine innovative Ausbildungskonzeption ins Leben gerufen. Sie zielt darauf ab, junge Fußballerinnen und Fußballer in Deutschland systematisch und ganzheitlich zu fördern. Diese Konzeption ist mehr als nur ein Trainingsleitfaden.Sie ist eine Philosophie, die darauf abzielt, die Spielerinnen und Spieler nicht nur fußballerisch, sondern auch persönlich und sozial zu entwickeln. „Unser Weg“ beantwortet, wie man das enorme Potenzial junger Talente optimal fördert.
Dieser Artikel richtet sich an Trainer im Kinderfußball, die verstehen möchten, wie sie die Prinzipien und Methoden der Konzeption altersgerecht und effektiv in ihr Training einfließen lassen können. Es geht darum, eine solide Basis zu schaffen. Auf dieser wachsen junge Spielerinnen und Spieler nicht nur ausgezeichneten Fußballern, sondern entwickeln sich auch zu starken Persönlichkeiten.
Grundlagen der Ausbildungskonzeption des DFB
Im Kern von „Unser Weg“ steht die Überzeugung, dass jede Spielerin und jeder Spieler individuell gefördert werden muss. Die Konzeption berücksichtigt, dass Kinder in verschiedenen Altersstufen unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten haben. So wird beispielsweise bei den Jüngsten der Spaß am Spiel in den Vordergrund gestellt, während bei Älteren an technischen und taktischen Fähigkeiten gefeilt wird. Dabei wird großer Wert auf eine positive Lernumgebung gelegt. Das ermutigt Kinder, neue Dinge auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen, ohne Angst vor Kritik haben zu müssen.
Ein weiteres zentrales Element ist die Vermittlung von sozialen Werten wie Teamgeist, Fairness und Respekt. Diese Werte sind essentiell für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. So tragen sie dazu bei, dass sie sich zu verantwortungsvollen Menschen entwickeln. Der DFB legt mit „Unser Weg“ einen Grundstein für eine umfassende Bildung junger Fußballerinnen und Fußballer.
Spielprinzipien in „Unser Weg“ (Quelle: dfb.de)
Die Spielprinzipien aus „Unser Weg“, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) formuliert wurden, dienen als Leitlinien für ein erfolgreiches und begeisterndes Fußballspiel, unabhängig von der Spiel- und Altersklasse. Diese Prinzipien kombinieren fußballerische Qualitäten mit einer besonderen Einstellung und Mentalität, die für jeden Trainerin im deutschen Fußball richtungsweisend sein sollen. Hier sind die grundlegenden Spielprinzipien zusammengefasst:
Allgemeine Prinzipien
- Wir wollen den Ball! – Dies umfasst das aktive Agieren in der Defensive mit dem Ziel des schnellstmöglichen Ballgewinns und das aktive Mitspielen in der Offensive, um Anspielpunkte zu schaffen.
- Wir gestalten das Spiel jederzeit aktiv! – Initiative zeigen, in Offensive und Defensive das Spiel bestimmen und das eigene Spielkonzept überzeugend umsetzen.
- Wir finden unter Zeit-, Raum- und Gegner*innendruck die beste Lösung! – Durch variable Technik und taktisches Geschick auch komplexe Spielsituationen lösen.
- Wir sind in der Lage, verschiedene Systeme zu spielen! – Flexibilität in der Besetzung von Aktionsräumen durch ein breites technisch-taktisches Fundament.
- Wir suchen und gewinnen jedes persönliche Duell! – Selbstbewusst und taktisch clever Eins-gegen-Eins-Situationen bestreiten.
- Wir antizipieren, statt zu spekulieren! – Spielsituationen vorausschauend erkennen und flexibel lösen.
- Wir coachen uns gegenseitig! – Den Teamerfolg im Blick behalten und Mitspieler*innen durch Anweisungen unterstützen und motivieren.
Spezifische Prinzipien für die Offensive
- Über Ballsicherheit konsequent Tore erzielen, dabei Räume im Rücken des Gegners nutzen und durch präzise Pässe effizient agieren.
- Raum so tief wie möglich und so breit wie nötig aufteilen, um größtmögliche Abstände beim Gegner zu provozieren, gleichzeitig aber nur so viel Breite wie nötig herstellen.
Spezifische Prinzipien für die Defensive
- Konsequent aus einer kompakten Organisation verteidigen, dabei im Raum aber gegnerorientiert verteidigen und Ballgewinne durch Raum-, Zeit- und Gegnerdruck provozieren.
- Je näher zum eigenen Tor, desto näher am Gegner sein, um aktiv das Tor zu verteidigen und den Willen zur Torsicherung zu zeigen.
Diese Prinzipien sollen nicht als starre Regeln verstanden werden, sondern vielmehr als Orientierung dienen, die individuelle Wege zum Erfolg ermöglichen. Sie sind praxis- und wissenschaftsorientiert abgesichert, dabei jedoch resistent gegenüber kurzfristigen Trends, um eine konstante Spielauffassung zu gewährleisten.
Quelle: https://www.dfb.de/sportliches-leitbild/unser-weg/
Altersklasse U6-U8 (Bambini und F-Jugend): Spaß und Grundlagen
Für die jüngsten Kicker im Alter von U6 bis U8 steht ein Ziel klar im Vordergrund: Spaß am Fußball. In dieser Phase ist es entscheidend, eine Begeisterung für das Spiel zu wecken. Sie ist das Fundament für alle zukünftigen Lernprozesse dient. Trainer sollten sich darauf konzentrieren, eine spielerische und positive Umgebung zu schaffen, in der Kinder Freude am Fußball haben können.
Spielerische Lernmethoden: Spiele und Übungen, die auf Spaß ausgerichtet sind, helfen den Kindern, grundlegende Bewegungsabläufe wie Laufen, Springen, Dribbeln und den ersten Umgang mit dem Ball zu erlernen. So trainieren sie, ohne dass sie es direkt als Training wahrnehmen. Phantasievolle Spiele mit Fußballelementen sind besonders wirksam, da sie die Kreativität der Kinder ansprechen und gleichzeitig ihre motorischen Fähigkeiten fördern.
Entwicklung motorischer Fähigkeiten: In diesem Alter ist die Entwicklung der Motorik von großer Bedeutung. Durch vielfältige Bewegungsformen werden die koordinativen Fähigkeiten der Kinder geschult. Trainer sollten Übungen auswählen, die viele unterschiedliche Bewegungen beinhalten und Kinder herausfordern, ihren Körper zu kontrollieren.
Soziale Interaktion: In dieser Altersklasse ist es wichtig, die Kinder nach und nach an das Konzept Teamgeist heranzuführen. Einfache gemeinsame Aktivitäten und Spiele, die Kooperation erfordern, helfen den Kindern, die Bedeutung von Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung zu verstehen.
Schlüsselbotschaften für Trainer: In dieser Entwicklungsphase sollten Trainer Geduld und Verständnis zeigen. Es geht nicht darum, die Kinder zu kleinen Profis zu formen, sondern darum, ihnen eine positive Umgebung zu bieten, in der sie sich frei entfalten können. Lob und Ermutigung sind wesentliche Werkzeuge, um den Kindern Selbstvertrauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln.
Altersklasse U9-U11 (F-Jugend und E-Jugend): Technik und Teamgeist
In der Entwicklungsphase der U9- bis U11-Jährigen beginnt der Übergang von rein spielerischen Aktivitäten zu einer strukturierteren Fußballausbildung. Der Spaß am Spiel steht aber weiterhin im Vordergrund. In diesem Alter sind Kinder in der Regel begeistert bei der Sache und zeigen ein zunehmendes Interesse daran, neue Fähigkeiten zu erlernen. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um technische Grundlagen zu legen und den Teamgeist weiter zu fördern.
Technische Fertigkeiten: Zu den Schwerpunkten in dieser Altersklasse gehören die Entwicklung und Verbesserung der Ballkontrolle, des Dribblings, des Passspiels und des Schießens. Trainer sollten Technikübungen in spielerische Formate integrieren, die die Kinder herausfordern, ohne sie zu überfordern. Kurze, dynamische Übungen mit vielen Ballkontakten sind effektiv, um die technischen Fähigkeiten zu verbessern.
Spielverständnis: Während Kinder beginnen, ihre technischen Fertigkeiten zu entwickeln, ist es ebenfalls wichtig, ihnen ein grundlegendes Verständnis für das Spiel zu vermitteln. Einfache taktische Konzepte wie das Freilaufen, das Anbieten und die Raumaufteilung können in kleinen Spielformen erarbeitet werden. So hilft man den Kindern, den Kopf zu heben, das Spielfeld zu sehen und Entscheidungen zu treffen.
Förderung des Teamgeistes: In dieser Phase sollte der Teamgeist weiter gestärkt werden. Mannschaftsaktivitäten, die Kooperation und Kommunikation erfordern, tragen dazu bei, ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. So ist es wichtig, dass jedes Kind sich als Teil des Teams fühlt und lernt, sowohl individuelle Leistungen als auch den Erfolg des Teams zu schätzen.
Schlüsselbotschaften für Trainer: Trainer sollten eine positive Lernumgebung schaffen, in der Fehler als Teil des Lernprozesses akzeptiert werden. Individuelles Feedback und konstruktive Kritik helfen den Kindern, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Gleichzeitig ist es wichtig, die Kinder zu ermutigen, selbstständig zu denken und kreativ zu sein, sowohl auf dem Spielfeld als auch in der Interaktion mit ihren Teamkameraden.
Altersklasse U12-U14 (D-Jugend und C-Jugend): Taktik und Persönlichkeitsentwicklung
In der Altersklasse U12-U14 beginnen junge Spielerinnen und Spieler, eine tiefere Verbindung zum Fußball zu entwickeln. Sie besitzen nun eine solide technische Basis und sind bereit, komplexere taktische Konzepte zu erlernen. Gleichzeitig ist dies eine entscheidende Phase für die Persönlichkeitsentwicklung, da die Kinder beginnen, ihre Identität sowohl auf als auch abseits des Spielfelds stärker zu formen.
Erweiterte taktische Fähigkeiten: In diesem Alter können und sollten Trainer beginnen, fortgeschrittenere taktische Aspekte des Spiels einzuführen. Dazu gehört das Verständnis für verschiedene Spielsysteme, Positionsrollen und die Bedeutung des Raumgewinns und -verlusts. Spieler sollten lernen, Spielsituationen schnell zu erfassen und entsprechend zu handeln. Kleine spielnahe Übungen, die spezifische Szenarien simulieren, sind effektiv, um diese Konzepte zu vermitteln.
Förderung der Selbstständigkeit: Die Förderung der Selbstständigkeit ist in dieser Phase von großer Bedeutung. So sollten Spielerinnen und Spieler ermutigt werden, Verantwortung für ihre Entwicklung zu übernehmen, beispielsweise durch selbstständiges Üben oder die Teilnahme an der Gestaltung des Trainings. Dies stärkt nicht nur ihre fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Entscheidungsfähigkeit.
Persönlichkeitsentwicklung: Jugendliche in diesem Alter durchlaufen zahlreiche Veränderungen und Herausforderungen. Der Sport kann ein wirksames Mittel sein, um Selbstvertrauen, Resilienz und soziale Kompetenzen zu fördern. Trainer sollten ein unterstützendes Umfeld schaffen, das den Spielern hilft, mit Druck umzugehen, Ziele zu setzen und ihre Emotionen zu managen.
Schlüsselbotschaften für Trainer: Trainer sollten die Spieler individuell fördern und dabei ihre einzigartigen Stärken und Entwicklungsbereiche berücksichtigen. Gleichzeitig ist es wichtig, ein Teamumfeld zu pflegen, das Inklusivität, Respekt und gegenseitige Unterstützung betont. Die Integration von Teamaktivitäten, die über den Fußball hinausgehen, kann dazu beitragen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.
Altersklasse U15-U17 (C-Jugend und B-Jugend): Spezialisierung und Leistung
In der Entwicklungsphase der U15- bis U17-Jährigen rücken Spezialisierung und Leistungssteigerung in den Fokus. Die Spieler haben bereits grundlegende technische und taktische Fähigkeiten entwickelt und sind nun bereit, sich auf spezifische Positionen und Rollen im Team zu konzentrieren. Diese Jahre sind entscheidend für diejenigen, die den Sprung in höhere Spielklassen oder sogar in den professionellen Bereich anstreben.
Positionsspezifische Ausbildung: In diesem Alter sollten Trainer beginnen, Spieler in positionsspezifischen Fähigkeiten zu schulen. So erhalten sie ein vertieftes Verständnis für die Anforderungen und Aufgaben der jeweiligen Position sowie für die Entwicklung von Fähigkeiten, die für diese Rolle essentiell sind. Die Individualisierung des Trainings wird wichtiger, um die Stärken jedes Spielers gezielt zu fördern und an Schwächen zu arbeiten.
Leistungssteigerung: Während die körperliche Entwicklung weiterhin eine Rolle spielt, sollten Trainer auch Wert auf die Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit legen. Dies umfasst Aspekte wie Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit. Ein angepasstes Konditionstraining, das auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Fußballs zugeschnitten ist, ist in dieser Phase unerlässlich.
Mentale Stärke und Wettkampfvorbereitung: Da der Wettbewerbsdruck zunimmt, ist es wichtig, die mentalen Fähigkeiten der Spieler zu stärken. Dies beinhaltet die Vorbereitung auf Spiele, den Umgang mit Sieg und Niederlage sowie das Setzen und Verfolgen von Zielen. Trainer können durch gezielte Übungen und Gespräche dazu beitragen, die mentale Widerstandsfähigkeit der Spieler zu fördern und sie auf die Herausforderungen im Wettkampf vorzubereiten.
Schlüsselbotschaften für Trainer: Trainer sollten in dieser Phase eine Balance zwischen der Förderung individueller Talente und der Bewahrung des Teamgeists finden. Es ist wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Spieler sowohl individuell als auch als Teil des Teams weiterentwickeln können. So werden Eigenverantwortung, Disziplin und harter Arbeit, gepaart mit der Förderung von Teamdynamik und Zusammenhalt entwickelt.
Implementierung im Verein
Die erfolgreiche Implementierung der Ausbildungskonzeption „Unser Weg“ des DFB in Vereinen erfordert ein durchdachtes Konzept und Engagement von allen Beteiligten. Trainer spielen dabei eine Schlüsselrolle, da sie direkt mit den Spielern arbeiten und die Philosophie und Methodik auf das Training und die Spiele übertragen. Vereine sollten eine Kultur der kontinuierlichen Bildung und Entwicklung fördern, in der Trainer und Spieler gleichermaßen unterstützt werden.
Die Bereitstellung von Ressourcen für Fortbildungen und der Austausch von Best Practices können dazu beitragen, die Qualität des Trainings zu verbessern und eine positive Entwicklungsumgebung zu schaffen. Letztlich ist es die Kombination aus einer starken Vereinskultur, qualifizierten und engagierten Trainern sowie einer klaren Philosophie und Struktur, die die erfolgreiche Implementierung von „Unser Weg“ im Kinder- und Jugendfußball ermöglicht.
Organisation, Management und Vereinsphilosophie
Organisation: Eine klare Struktur und Organisation der Jugendarbeit ist entscheidend. Dies umfasst die Definition von Verantwortlichkeiten für Trainer, Betreuer und andere involvierte Personen. Ebenso wichtig ist die Etablierung von Kommunikationswegen, um Informationen effizient zwischen Trainern, Eltern und der Vereinsführung auszutauschen. Für jede Altersklasse sollten spezifische Entwicklungspläne erstellt werden, die auf den Grundsätzen der Ausbildungskonzeption basieren. Diese Pläne müssen regelmäßig überprüft und angepasst werden, um sie an die Bedürfnisse der Spieler und die Möglichkeiten des Vereins anzupassen.
Management: Effektives Management von Ressourcen wie Trainingszeiten, -plätzen, Ausrüstung und Finanzen ist für kleine Vereine von großer Bedeutung. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Priorisierung, um sicherzustellen, dass die vorhandenen Mittel bestmöglich eingesetzt werden. Weiterbildung der Trainer und Betreuer sollte eine Priorität darstellen, um auf dem neuesten Stand der Trainingsmethodik und Pädagogik zu bleiben. Der Aufbau von Netzwerken mit anderen Vereinen, Schulen und Organisationen kann zusätzliche Ressourcen und Möglichkeiten bieten.
Vereinsphilosophie: Die Vereinsphilosophie sollte den Spieler in den Mittelpunkt stellen und eine langfristige Perspektive in Bezug auf die Spielerentwicklung verfolgen. Dies bedeutet, dass die Entwicklung des Kindes als Mensch und Sportler Vorrang vor kurzfristigen sportlichen Erfolgen hat. Eine Kultur der Inklusivität, des gegenseitigen Respekts und der Unterstützung schafft ein positives Umfeld, in dem alle Kinder unabhängig von ihrem Talent oder Hintergrund gefördert werden.
Fazit
Die Umsetzung eines entwicklungsorientierten Ausbildungsprogramms wie „Unser Weg“ erfordert mehr als nur die Anpassung der Trainingsinhalte. Es bedarf einer umfassenden organisatorischen, managementbezogenen und philosophischen Grundlage, die die Entwicklung junger Spielerinnen und Spieler in den Mittelpunkt stellt. So können Vereine eine Atmosphäre fördern, in der junge Talente gedeihen und sich sowohl auf als auch abseits des Feldes zu starken Persönlichkeiten entwickeln.