Der DFB hat sein Ausbildungssystem nach 2015 erneut überarbeitet. Ziel ist es, Trainer*innen eine noch zielgerichtetere und bessere Ausbildung zur ermöglichen. Dafür werden zusätzliche Lizenzen eingeführt und die Kosten erhöht (!).
So werden neben die A-Lizenz und die Junior-Elite-Lizenz jeweils die A+ Lizenz und B+ Lizenz gesetzt, die eine Spezialisierung für den leistungsorientierten Juniorenbereich, die wirkliche Förderung und leistungsorientierte Weiterentwicklung von Talenten bieten. Zudem wurden alle B- und A-Lizenzen sowie die Pro-Lizenzen inhaltlich überarbeitet. Zusätzlich wurde das Angebot für Tortrainer*innen durch die Torwart B- und A-Lizenz abgerundet.
- Lizenzen im Überblick
- Dezentrale und zentrale Ausbildung
- Entwicklungsmodell in der Trainerausbildung
- Bewertung: Spitzenförderung statt Breitenförderung
Im Stile eines Telekommunikationsunternehmens profitieren leider nur „Neukunden“ von Fortbildungsmöglichkeiten, eine Möglichkeit zur Fortbildung aus den „alten“ Junior-Elite-Lizenzen bzw. B- / A-Lizenzen heraus ist derzeit nicht bekannt. Wahrscheinlich muss man beispielsweise mit der B+ Lizenz erneut anfangen, wenn man die alte A-Lizenz besitzt.
Trainerausbildung / Lizenzen des DFB im Überblick:
Dezentrale und zentrale Ausbildungsstrukturen
Die Grafik zeigt hervorragend das Zusammenspiel zwischen Landesverbänden und der DFB Akademie, also dezentralen und zentralen Ausbildungsstrukturen. Sie sind auch die Säulen der Fortbildungsangebote, die für die Lizenzverlängerungen notwendig sind. In diesem Bereich kommen die Angebote des BDFL – Bund Deutscher Fußballehrer hinzu: für Weiterbildung und Lizenzverlängerungen ab der A-Lizenz.
Weitere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Landesverbände, teils auch der Kreise und DFB-Stützpunkte sind hier nicht sichtbar. Bezogen auf diese Angebote herrscht in Deutschland eine große Vielfalt. Oft ergibt sich aber das Problem, dass Trainer*innen gar nicht wissen, welche Angebote sie überhaupt in Anspruch nehmen können und dürfen. Hier fehlt es an einer klaren Kommunikation in die Vereine und an die Trainer*innen. Es ist zu hoffen, dass im Zuge der Digitalisierung auch die Kommunikation entscheidend verbessert wird.
DFB Akademie in Frankfurt
Die DFB Akademie ist die zentrale Organisation zur Förderung und Weiterentwicklung der Qualität im deutschen Fußball. Sie residiert auf dem DFB Campus in Frankfurt am Main. Als Dienstleister für den Fußball stellt die DFB Akademie Fachartikel, Studien und weiteres Wissen auf ihrer Website dfb-akademie.de zur Verfügung.
Entwicklungsmodell für Trainer*innen
Inhaltlich wurden neue Schwerpunkte gesetzt. Vom alten, sehr fachorientierten und aus vielen (kaum zusammenhängenden) Modulen bestehenden Ausbildungsplan hat sich das Curriculum hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Trainer*innen, ihrer Arbeit und Inhalte und der Umwelt / Branche, in der sie sich bewegen, entwickelt. Dabei werden die vier Themenbereiche
- Ich (Trainerperson)
- Spiel & Spieler*in (Entwicklungsmanagement)
- Organisation (Führung und Teammanagement)
- System Fußball (Branche und Umfeld) bearbeitet.
bearbeitet.
Ich – Selbstverständnis, Rolle und Persönlichkeit von Fußballtrainer*innen
Im Bereich „Ich“ geht es vor allem um das Selbstverständnis des Trainers im Sinne einer runden und ausgereiften Persönlichkeit. Die eigenen Werte stehen dabei im Zentrum. Auf dieser Basis arbeiten Trainer*innen an ihrer Wirkung, ihren Arbeitsweisen im Sinne eines guten Selbst-Managements und ihrer eigene Weiterentwicklung.
Auch und vor allem als Trainer*in im Fußball muss man sich ständig weiterentwickeln und das nicht nur inhaltlich, sondern auch bezogen auf soziale und methodische Kompetenzen. In den Lehrgängen erarbeiten und reflektieren die Teilnehmenden ihr eigenes Profil um es zukünftig zur bewussten Weiterentwicklung und Fortbildung zu nutzen.
Spiel & Spieler*in – Taktik, Mannschaftsführung und Analyse
Dieser Themenbereich umfasst alles, was Fußball ausmacht. Es geht hier darum, wie Trainer*innen zur Leistungsentfaltung ihrer Schützlinge beitragen können. Dabei lernen Trainer*innen, wie sie Fußball und Menschen weiterentwickeln können. Mannschaftstaktische und individualtaktische Inhalte werden erarbeitet und systematisiert, um sie mit der Mannschaft umsetzen zu können.
Organisation – Rahmenbedingungen im Vereinsumfeld
WIchtige Themen in diesem Bereich sind die Strukturen innerhalb des Vereins, Förderstrukturen, Kadermanagement, Führung des Funktionsteams und auch der Umgang mit Problemen und Konflikten mit verschiedenen Akteuren im Verein. Trainer*innen müssen Organisationstrukturen verstehen und ihre Wirkungsweisen einordnen können, um Verbesserungsprozesse einzuleiten.
System Fußball – Internationaler Markt und Medien
Hier geht es um die ökonomischen und kommunikativen Aspekte des Fußballs. Die Geschäftswelt rund um den Fußball stellt Trainer*innen vor große Herausforderungen. Die Anforderungen an strategisches Denken, das Auftreten im Rampenlicht und auch die vereinsinterne Kommunikation sind wichtig. Dabei müssen Trainer*innen mit zahlreichen Stakeholder-Gruppen, z. B. Medien, Sponsoren, usw. umgehen.
Bewertung: Spitzenförderung statt Breitenförderung
Dieses System der Trainerausbildung ergibt – was die Inhalte und Struktur (Trennung von Jugend und Erwachsenen und Stufigkeit) ergibt – auf jeden Fall Sinn. Mann kann nicht erwarten, dass das Ausbildungssystem für Trainer alle Probleme löst. Es zielt sehr stark darauf ab, Spitzentrainer zu entwickeln, die souverän in Branche und Verein agieren. Auf den unteren Ebenen der Ausbildung kann das ggf. der falsche Ansatz sein. Schon jetzt ist es nicht einfach, Trainer in kleineren Vereinen dazu zu motivieren, sich fortzubilden. Zusammen betrachtet, können die höheren Hürden dazu führen, dass die Schere zwischen Leistungsvereinen und kleinen Vereinen weitere auseinander geht, was die Trainingsqualität angeht.
Ein alternativer Ansatz könnte es sein, Trainerausbildung nicht exklusiver zu machen, sondern einfacher zugänglich. Das hieße, mehr Kompetenz in die Vereine zu bringen, idealerweise in die Grundlagenausbildung. Dadurch ließe sich möglicherweise die Qualität der Talente in der Breite verbessern und die Anzahl der geförderten Talente erhöhen. Aber das ist natürlich mit einem hohen Aufwand verbunden (auf allen Seiten). Es wird sich zeigen, inwieweit der DFB auch Angebote in der Breite (dezentrale Lehrgänge, DFB-Mobil, etc.) weiter fördert und ausbaut.