Kinderfußball ist überall gleich. Ob in Stuttgart, Kassel, Rostock, Hamburg, Leipzig, Berlin oder Wien. Trainer im Kinderfußball stehen vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Denn – unabhängig von Dialekt und Ort – müssen sie zwei Dinge kombinieren, die im Fußball normalerweise nur sehr schwer vereinbar sind: Die Talentförderung und gleichzeitig ein Breitensportangebot für alle (anderen) Kinder.
Bis zum Ende der E-Jugend gibt es in vielen Vereinen (weil es gar nicht möglich ist) keine klare Trennung zwischen (angehenden) Leistungs- und Freizeitsportlern. Dabei besteht die besondere Herausforderung darin, dass man oft noch nicht weiß, ob ein Spieler einerseits das Potenzial und andererseits auch den Willen zum Leistungsfußballer hat.
Kinderfußball – Talentförderung und Spaß
Kindertrainer müssen dafür sorgen, dass diejenigen, die einfach nur zum Spaß Fußball spielen, das in ihrer Mannschaft können. Gleichzeitig müssen die Kinder, die sich gerne schnell weiterentwickeln wollen und eher leistungsorientiert sind (und ein gewisses Talent haben) so gut es nur geht individuell gefördert werden.
Hier steht die Vorbereitung auf das spätere Fußballspielen als Leistungssport im Vordergrund. Man sollte den guten Spielern nicht die Möglichkeit verwehren, anspruchsvoll zu trainieren. Und die anderen Spieler dürfen auf keinen Fall überfordert werden, indem man sie über die Maßen im Training drillt.
Im Trainingsalltag, ähnlich wie in der Schule, sind die schwachen schnell über-, die starken Spieler schnell unterfordert. Beides ist schlecht für die Stimmung und den Trainingserfolg.
Individuelle Talentförderung:
Zunächst einmal muss der Trainer ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm für alle Spieler bieten. Dadurch werden die motorischen und technischen Grundlagen für alle gelegt. Stärkere Spieler können hier Zusatzaufgaben erhalten oder schwierigere Übungen machen.
Darüber hinaus kann mann innerhalb des Trainings im Kinderfußball in mehreren Gruppen arbeiten und auch hier ein an die Leistungsfähigkeit angepasstes Training bieten. Hier ist es gut, wenn man mindestens einen Co-Trainer hat. Zur Not kann man die Spieler auch einfach 4 gegen 4 o. ä. spielen lassen. Das kriegen sie meist sehr gut alleine hin.
Sehr gute Spieler kann der Trainer immer wieder mit älteren Spielern zusammen trainieren und spielen lassen. So werden sie nach ihrem Leistungsstand gefordert. Als Trainer muss man hier seine eigenen Interessen hintanstellen. Aber der Erfolg der eigenen Mannschaft ist langfristig weniger Wert als ein gut ausgebildetes Talent. Patentlösungen gibt es hier keine. Denn jeder Trainer muss für sich entscheiden, was ihm wichtig ist.
Und – das im Kinderfußball oft so verpönte – Einteilen in 1er- und 2er-Mannschaft ist im Grunde nur der Versuch, Spieler da abzuholen, wo sie von ihrer Leistungsstärke her gerade stehen. Das erleichtert den Trainingsprozess enorm, auch für die Spieler und Trainer der 2er-Mannschaft.
Talentförderung im Verein fördern:
Talentförderung kann auch in kleineren Vereinen und in gemischten Trainingsgruppen gelingen. Hier einige Möglichkeiten, was man dazu umsetzen kann:
- Zusatzaufgaben geben/Anforderungen steigern (Achtung: nicht übertreiben!)
- Homogene Trainingsgruppen bilden (Stationentraining)
- Kinder immer wieder mit Älteren trainieren und spielen lassen
- Zusatztraining/Fördertraining anbieten (für alle Jahrgänge)
- ab U11: Vom DFB-Stützpunkt sichten lassen und so ggf. ins Talentförderprogramm bringen
- Vereinswechsel (sollte eine Notlösung sein)
Für die Vereine bietet es sich an, solche Maßnahmen in einem Jugendkonzept festzuhalten. Eltern im Kinderfußball müssen zusammen mit ihren Kindern entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten. Was aber gewährleistet sein muss: dass jeder die Motive und Ziele des anderen kennt oder richtig einschätzen kann.