Regelmäßige Trainingsauswertung hilft dabei, die Weiterentwicklung der Mannschaft und einzelner Spieler im Auge zu behalten. Gleichzeitig muss man auch die eigene Leistung als Trainer oder Co-Trainer immer wieder kritisch hinterfragen, wenn man besser werden möchte. Das heißt: Selbstkritik und angemessene Bewertung der Mannschaftsleistung sind ein wichtiger Bestandteil der eigenen Arbeit als Trainerin oder Trainer. So erkennt und nutzt man Verbesserungspotenziale in der eigenen Arbeit und der Mannschaft.
Es ergibt sich ein Gesamtbild, das die Themenbereiche Trainingsplanung, Durchführung / Organisation / Coaching und den Zustand der Mannschaft (inhaltlich und konditionell) umfasst. Das funktioniert mit wenig Aufwand, wenn man im Team die notwendige Offenheit hat.
Trainingsauswertung als Basis für Verbesserungsprozesse
Folgende Voraussetzungen müssen aber erfüllt sein, um das Verbesserungspotenzial der Trainingsauswertung wirklich zu nutzen:
- (Schriftlich festgehaltene) Trainings- und Entwicklungsziele für bestimmte Zeitabschnitte und Trainingseinheiten, bezogen auf jeden einzelnen Spieler bzw. Spielerin und die Mannschaft (Lernziele)
- Offenheit, sich auch Fehler einzugestehen und mit anderen offen darüber zu sprechen, im Trainerteam und gegenüber der Mannschaft
Wenn man offen genug ist, kann man aus dem regelmäßigen Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen über die durchgeführten Trainings eine Menge wertvolle Erkenntnisse sammeln.
Trainingsauswertung – Review einzelner Trainingseinheiten oder Trainingsphasen:
- Hatte ich ein gutes Gefühl bei der vergangenen Trainingseinheit / -phase?
- Woran lag das (positiv/negativ)?
- Was hat gut funktioniert?
- Was hat weniger gut funktioniert?
- Warum? z. B. Motivation, Organisation, Rahmenbedingungen (Platz, etc.)
- Wie könnte man es ändern?
- Gab es individuelle Auffälligkeiten bei Kinder / Spielern (Konzentrationsschwächen, Lustlosigkeit, aber auch sehr gute Leistungen bzw. positive Beispiele?
- Ist das Anlass für ein Gespräch?
- Gibt es Hinweise auf bestimmte Stärken / Schwächen, an denen in Zukunft gearbeitet werden sollte?
- Hat innerhalb der Gruppe alles funktioniert?
- Wie war die Stimmung insgesamt?
- Gab es Konflikte?
- Könnten irgendwo Probleme bestehen (individuell oder untereinander)?
- Welche Trainingsübungen haben gut funktioniert, welche nicht? Woran lag das?
Was muss ich an den Übungen oder der Zusammensetzung der Übungsgruppen ändern?
Ganz professionell kann man es machen, wenn man die Antworten bzw. Erkenntnisse in seiner Trainingssoftware verarbeitet bzw. notiert, sowohl bei der Trainingseinheit als auch bei einzelnen Spielerinnen oder Spielern. Nach einiger Zeit zeigen sich dann, wenn man sich nicht selbst bescheißt, Auffälligkeiten, an denen man arbeiten kann.
Häufig merkt man etwa, dass die Zeitplanung nicht hinhaut, wenn man z. B. zu wenig Zeit für das individuelle Coaching der Inhalte hat. Oder einem fällt auf, dass bei bestimmten Inhalten der Fortschritt zu gering ist oder nicht zur Planung passt. Darauf sollte man dann seinen Fokus lenken.
Ich selbst bin eher dafür, weniger Inhalte in eine Einheit zu packen, dafür aber intensiv und nachhaltig daran zu arbeiten. Wenn die Spieler mit einer substantiellen Verbesserung aus dem Training oder dem Themenblock kommen, ist es m. E. besser, als wenn man alles so ein bisschen angerissen hat, aber kein wirklicher Fortschritt sichtbar wird.
Spielerinnen und Spieler in die Trainingsauswertung einbeziehen
Spieler, auch Kinder schon, haben selbst oft ein sehr gutes Gefühl dafür, was in einer Einheit gut oder schlecht lief. Meistens wissen sie auch, woran das lag. Wenn man ihnen ein bisschen Zeit gibt und genug Vertrauen da ist, können sie das auch äußern. Dabei kann man sie auch (ohne jemanden bloßzustellen) nach Schwierigkeiten und Lernfortschritten fragen.
Traingsauswertung im Dialog – einfache Methoden
Es gibt aus dem agilen Arbeiten einige einfaceh Feedback- bzw. Fragemethoden, die helfen können, die wichtigsten Verbesserungspotenziale im Training zu identifizieren. Hier zwei Beispiele, wenn es auch noch ein ganze Menge mehr gibt:
I like – I wish – I learned – Feedback
Drei einfache Fragen, die oft eine Menge Erkenntnisse bringen. Diese Methode wird oft auch als Feedback in Workshops verwendet und ist einfach und überzeugend.
- Was war gut / hat mir gefallen?
- Was hätte ich mir noch gewünscht (weil etwas gefehlt / nicht so geklappt hat)?
- Was habe ich wirklich gelernt / nehme ich mit / was war neu für mich?
Das geht schnell und ist einfach. Es muss auch nicht jeder antworten (wenn man die Mannschaft einbezieht). Macht man das im Trainerteam, kann man schon intensiver reingehen und jeder sollte etwas beitragen.
Keep-Start-Stop-Feedback
- Keep: Was war im Training gut und sollte beibehalten werden / gefördert werden?
- Start: Was sollten wir ab sofort machen / einführen? Was hat also gefehlt? Oder: Was sollten wir anders machen?
- Stop: Was sollten wir nicht wiederholen? Was sollten wir weglassen?
Mit diesen Fragen kommt man schnell auf Punkte – positiv wie negativ – mit denen man sich beschäftigen sollte. Weitere Methoden (Stichwort „Review“ oder „Retrospektive“) findet man z. B. bei CDI Digital.
Natürlich reicht auch eine einfache Auflistung positiver und negativer Punkte. Man sollte sich nur auf jeden Fall die Zeit nehmen, noch einmal intensiv in sich hineinzuhorchen und die wichtigsten Inhalte und Szenen im Training oder der Trainingswoche oder -phase noch einmal durchzugehen. So hat man die Chance, sich selbst und sein Team entscheidend zu verbessern, wobei schon – siehe oben – ein paar einfache Fragen als Anker helfen können.
Gegenseitiges Coaching mit den Kolleginnen und Kollegen
Noch besser wird es, wenn man innerhalb des Vereins eine Kultur schaffen kann, in der gegenseitiges Feedback und Mentoring normal sind. Man besucht sich gegenseitig im Training, gibt sich Tipps und macht auch durchaus mal kritische Anmerkungen zur Gestaltung oder Durchführung. Dieser frische Blick von außen kann ein weiteres wichtiges Element sein, um in einem Verein gute Trainingsarbeit zu leisten und sich gegenseitig zu unterstützen. Wenn das Trainerteam hier mit einer Stimme spricht, sind sowohl Diskussionen mit Eltern als auch mit Außenstehenden deutlich einfacher zu führen. Eine solche Qualitäts- und Lernorientierung ist ein wertvolles Argument für die Attraktivität eines Vereins.