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Fußballtaktik verstehen: Erklärung, Definition, Aspekte

Fußballtaktik ist ein komplexes Thema. Ich versuche hier mal, Begriffe, Unterscheidungen und Ansätze darzustellen. Hier die Inhalte zum Thema Fußballtaktik im Einzelnen:

Inhalte:

Definition Fußball-Taktik

Taktik beim Fußball ist die gewünschte / festgelegte Spielweise einer Fußball-Mannschaft, die von verschiedenen Spielkonstellationen abhängig ist (nach Wikipedia). Dazu gehört das gewünschte Verhalten im Angriff (Offensivtaktik), in der Verteidigung (Defensivtaktik) und bei Sondersituationen (Standardsituationen). Aktuelle Artikel zum Thema Taktik und Taktiktraining finden sie hier im Fußball-Training-Blog/Taktik. Man unterscheidet die Ebenen Individualtaktik (1 gegen 1), Gruppentaktik (ab 2:1) und Mannschaftstaktik (ab 7:7).

Offensivtaktik und Defensivtaktik

Zur Offensivtaktik im Fußball gehören alle taktischen Verhaltensweisen, die darauf ausgerichtet sind, in Ballbesitz zu bleiben und den Gegner auszuspielen, um ein Tor zu erzielen. Hier kann man grob zwei Phasen unterscheiden: die Phase des Spielaufbaus und die Phase des Herausspielens von Torchancen und der Verwertung. Der Spielaufbau findet vorrangig in der eigenen Hälfte statt, das Herausspielen von Torchancen dann eher in der gegnerischen Hälfte bzw. in der Nähe des gegnerischen Tores.

Auch zur Taktik der Offensive / Angriffstaktik kann man das schnelle Umschalten nach Ballgewinn (Konterspiel) zählen, das darauf ausgerichtet ist, die ungeordnete Deckung des Gegners durch einen schnellen Gegenzug (Konter) zu überwinden.

Die Taktik der Defensive beinhaltet im Fußball das schnelle Herstellen der kompakten taktischen Formation (innerhalb der Mannschaftstaktik), das ballorientierte Verschieben des Defensivverbunds. Außerdem alle weiteren taktischen Verhaltensweisen, die gegnerische Tore verhindern und zu eigenem Ballbesitz führen sollen (z. B. Pressing).

Fußball-Taktik Grundlagen und Erklärung
Bild von pixabay

Offensive, Defensive und Umschalten – Spielphasenmodell nach Louis van Gaal

Van Gaal unterscheidet in seiner Sichtweise des Fußballs die Spielphasen eigener Ballbesitz, Ballverlust, gegnerischer Ballbesitz und Ballgewinn. Die Phasen ergänzt er durch die Zustände „ungeordnet“ und „geordnet“. Bei eigenem Ballbesitz greift die eigene Mannschaft aus einer vorhandenen Grundordnung heraus an. Sie spielt gegen einen geordneten Gegner. Wird der Ball im Angriff verloren (Ballverlust) ist man zunächst kurzfristig ungeordnet (die Defensivformation wurde noch nicht gefunden). Der Gegner versucht, das durch schnelles Umschaltspiel (Konterspiel) auszunutzen.

Sobald man geordnet ist, greift der Gegner gegen eine geordnete Defensive an. Der erhöht die eigene Chance, ein Gegentor zu verhindern und den Ball zu gewinnen erhöht. Verliert der Gegner den Ball (aus eigener Sicht Ballgewinn) hat man selbst die Chance gegen einen kurzfristig ungeordneten Gegner anzugreifen bzw. durch schnelles Umschaltspiel ein Tor zu erzielen.

Aus diesem Modell lassen sich hervorragend Trainingsformen ableiten, die sich genau mit diesen Spielphasen beschäftigen. So trainiert man mit seiner Mannschaft sehr eng am Wettspiel und schult die Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung der Mannschaft in den wichtigen Spielphasen und -situationen.

Individual-, Gruppen- und Mannschaftstaktik

Taktik im Fußball wird auf den Ebenen Individualtaktik (das Verhalten des einzelnen Spielers), Gruppentaktik (das Verhalten von einer oder mehreren Positionsgruppen wie z. B. Abwehr oder Mittelfeld und Mannschaftstaktik (das Verhalten im Spielsystem der Mannschaft, z. B. 4-2-3-1) betrachtet und auch trainiert. Am häufigsten trainiert man im Fußball auf gruppentaktischer Ebene. Das ergibt insofern Sinn, als auch Spielsituationen sehr häufig als gruppentaktische Situationen auftreten. Dazu gehören etwa 2 gegen 1-Situationen, 4 gegen 4-Situationen oder auf Überzahl-Unterzahl-Situationen wie beim Training Angriff gegen Abwehr.

Das taktische Verhalten einer Fußballmannschaft ist immer auch ein Ausdruck der Philosophie ihres Trainers. Die „Handschrift des Trainers“, die Zuschauer oft zu erkennen meinen, drückt sich im taktischen Verhalten einer Mannschaft aus (z.B. ausgeprägtes Kurzpass- oder Flügelspiel).

Die Taktik des nächsten Spiels – Matchplan

Oft ist es so, dass man, vor allem wenn das Ziel das Gewinnen ist, seine eigene Taktik auf die Stärken und Schwächen des Gegners ausrichtet. Man versucht z. B. schwach besetzte Positionen beim Gegner auszumachen und durch eine entsprechende Taktik im Spiel auszunutzen. Gleichzeitig möchte man natürlich seine Taktik so anlegen, dass die gegnerischen Stärken nicht zum Tragen kommen. Das ist der sogenannte Matchplan, in dem man die taktischen Verhaltensweisen für das nächste Spiel festlegt und den Spielern vermittelt.

Basis ist dennoch die vorher trainierte Taktik der eigenen Mannschaft, d.h. ein oder zwei Spielsysteme, die sich mit den eigenen Spielern spielen lassen. Diese werden dann so angepasst, dass am Ende hoffentlich der Erfolg steht. Das Taktiktraining der Woche wird dann entsprechend auf das Spiel am Wochenende konzentriert.

Einflussfaktoren der Taktik des nächsten Spieltags sind die eigene und die gegnerische Leistungsfähigkeit sowie häufig die äußeren Umstände (Wetter, Platzverhältnisse, Tabellensituation etc.).

Taktik im Jugend-Fußball

Im Jugendfußball ist die Ausbildung einzelner Spieler wichtiger ist als der Tabellenerfolg der Mannschaft. Hier sollen die Spieler möglichst viele Spielsysteme und Taktiken und deren Vorteile und Nachteile kennenlernen. Ziel ist eine breit angelegte Ausbildung der Spieler, die sie befähigt, sich in den verschiedensten Spielsystemen zurecht zu finden und die richtigen taktischen Entscheidungen in Offensive und Defensive zu treffen.

Allerdings sollte hier die technische, koordinative und psychische Ausbildung der Spieler im Vordergrund stehen. Je älter die Jugendspieler werden, desto höher wird dann der Anteil an Taktiktraining, zunächst jedoch hauptsächlich auf der Ebene der Individualtaktik (1 gegen 1-Verhalten in Offensive und Defensive) und Gruppentaktik (2 gegen 1 bis 4 gegen 4).