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Taktiktraining – Spielsituation analysieren

4-4-2 System mit flacher Vier im Fußball

Taktiktraining im Fußball ist mühsame und langwierige Detailarbeit. Will man das taktische Verhalten seiner Mannschaft verbessern, steht am Anfang die intensive Analyse der Verhaltensweisen der Spieler, Positionsgruppen und der ganzen Mannschaft. Je nachdem, ob man sich Individualtaktik, Gruppen- oder Mannschaftstaktik anschaut, setzt man bei der Analyse andere Schwerpunkte. Hinweise und Hilfsmittel zum Scouting habe ich hier im Blog schon thematisiert.

Aber was genau schaut man sich eigentlich an, wenn man eine Spielsituation analysiert und dann auch im Taktiktraining coacht? Hier einige mögliche Kriterien zur Beurteilung von taktischen Situationen im Fußball und auch vorstellbare Ausprägungen: 

Taktiktraining im Fußball – Kriterien und Ausprägungen:

Abstände der Spieler:
Distanz zwischen den eigenen Spielern, zwischen den Gegnern, zwischen eigene  Spielern und Gegnern (müssen die eigenen Spieler enger stehen, zeigt die Formation der Gegner Lücken, ist die Situation eng, d. h. der Gegner nahe dran oder weit?)

Zahlenverhältnisse:
Überzahl, Gleichzahl, Unterzahl, große oder kleine Situation (wichtig dafür, welchen Ausschnitt man im Training dann betrachtet und bearbeitet)?

Laufwege und -richtungen:
Laufen Spieler in Richtung Ball oder vom Ball weg (z. B. Attackieren oder Fallenlassen), bewegen sich mehrere Spieler gleichförmig oder unterschiedlich (kann je nach Spielsituation beides sinnvoll sein)?

Blickrichtung der Spieler und Gegner:
Wie beobachten die Spieler die Spielsituation und den Gegner bzw. wohin schaut der Gegner (ggf. Hinweis auf

Geschwindigkeiten:
Sind die Spieler langsam, schnell, haben verschiedene Spieler unterschiedliche Geschwindigkeiten, sind die Geschwindigkeiten passend zur Spielsituation (z. B. zu langsames Anlaufen beim Pressing oder zu schnelles Herausrücken aus der Viererkette um zu Attackieren).

Position auf dem Spielfeld:
Ist die Spielsituation in der eigenen oder gegnerischen Hälfte, innen oder außen, ggf. im Strafraum oder kurz davor (Red Zone).

Staffelung der eigenen Mannschaft und des Gegners:
Breitenstaffelung und/oder Tiefenstaffelung der Formation, wer kann eingreifen, besteht eine Absicherung?

Beteiligte Spieler:
Alle Variablen werden dadurch relativiert, dass man es ja mit Spielern aus Fleisch und Blut und ihren Stärken, Schwächen und Eigenheiten (die entweder Stärken oder Schwächen sind) zu tun hat. Man kennt ja seine Pappenheimer: der eine ist schnell, der andere langsam, einer sieht schlecht, der andere hört schlecht, ein Dritter kann nicht zählen. Und eben diese Eigenschaften müssen nun bei der Analyse und Beurteilung einer taktischen Situation und dann im Taktiktraining noch berücksichtigt werden. Im unteren Amateurfußball heißt dann oft das Urteil: „Nicht schnell genug.“ oder „Idee war gut.“ ;-)

Taktische Struktur durch Philosophie

Zunächst muss man sich – zumindest grob –  darüber im Klaren sein, welche Verhaltensweisen man bei seinen Spielern gern hätte und wie mögliche Lösungen verschiedener taktischer Situationen im Spiel aussehen können. Man muss sich also seine eigene Philosophie klarmachen. Hat man hier eine Struktur, kann man diese innerlichen Leitlinien zur Analyse und für das Taktiktraining nutzen.

Trotzdem gibt es noch unzählige Meinungen, Lösungen und persönliche fußballerische Vorlieben, die das Taktiktraining dann beeinflussen können. Das macht dann auch die Diskussionen mit Trainerkollegen so interessant, abwechslungsreich und auch oft langwierig. Im Endeffekt verpasst man aber der Mannschaft seine eigene Handschrift, indem man seine Vorstellungen erarbeitet und umsetzt. Und das ist am Ende das Ziel eines jeden Trainers, sind wir doch alle insgeheim auch irgendwie Narzissten. Wer mag es nicht, wenn man ihm auf die Schulter klopft?

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn euch noch wichtige Kriterien einfallen, dann schreibt gerne per Kommentar oder Mail.