Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit eine wahre Demonstration modernen Hallenfußballs zu erleben. Beim Primus-Cup in Frankenthal konnte ich die U19 von Bröndby IF Kopenhagen beobachten. Obwohl einige deutsche A-Jugend-Bundesligisten am Start waren, konnte keine Mannschaft Bröndby IF in der Halle wirklich das Wasser reichen. Lediglich Kaiserslautern stand im Halbfinale kurz vor der Überraschung, musste sich dann aber doch mit 1:2 geschlagen geben.
Geduldiger Spielaufbau, einstudierte Freilaufvarianten
Außergewöhnlich ist das konsequent und geduldig durchgezogene taktische Verhalten von Bröndby. Im Spielaufbau bilden die zwei Defensivspieler (2-2-System) mit dem Torhüter ein Dreieck. Die beiden Offensivspieler gehen sofort sehr hoch nach vorne und postieren sich eng beieinander. Der Torhüter eröffnet das Spiel auf einen der beiden Defensivspieler, der meist prallen lässt.
Nun starten die Offensivspieler weit in der gegnerischen Hälfte einstudierte Freilaufaktionen: Ein Spieler kommt kurz entgegen, der andere kreuzt in seinem Rücken quer. Diese beiden Spieler bleiben ständig in Bewegung, so dass, wenn das Anspiel durch den Torwart nicht möglich ist, sich immer wieder neue Passwege öffnen. Spielt der Torwart einen der beiden an, löst sich sofort einer der Defensivspieler, um direkt anspielbar zu sein und eine situative Überzahlsituation herzustellen. Diese wird dann konsequent ausgespielt.
Schnelles Passspiel wichtiger als Einzelaktionen
Interessant ist, dass Bröndby trotz seiner spielerischen und individuellen Klasse (zahlreiche U17-, U18- und U19-Nationalspieler) im Hallenfußball kaum 1:1-Situationen sucht. Die Mannschaft löst die meisten Spielsituationen mit schnellem und präzisen Passpiel, so dass der Gegner keine Möglichkeit hat, in die Zweikämpfe zu kommen. Auch Torabschlusssituationen werden geduldig herausgespielt, bis der Torerfolg fast sicher ist. Enge Situationen werden durch einen Rückpass schnell aufgelöst, bevor ein Ballverlust droht.
Gegenpressing bei Ballverlust
Bei Ballverlust startet der ballnahe Spieler sofort ein aggressives Gegenpressing, so dass der Gegner sofort wieder unter Druck gerät. Hier gelingt es Bröndby immer wieder, den Ball schnell zurückzuerobern und seinerseits torgefährlich zu werden. Dabei hilft es natürlich, dass die Spieler äußerst wach sind und wahnsinnig schnell umschalten können.
Standardsituationen immer kurz
Standardsituationen spielt Bröndby entweder kurz an (schnelle Spielfortsetzung) oder hart und flach in Richtung kurzer Pfosten, wohin immer ein Spieler in hohem Tempo läuft. Aus einer solchen kurz gespielten Ecke fiel auch das 2:1 kurz vor Schluss im Halbfinale gegen Kaiserslautern. Siehe hierzu auch den Artikel zu Standardsituationen im Hallenfußball.
Das werde ich auf jeden Fall in Zukunft auch machen: Bröndby hatte einen feuchten Lappen dabei, mit dem sich die Spieler vor ihrer Einwechslung die Schuhe befeuchten konnten, um mehr Halt auf dem Hallenboden zu haben. Äußerst professionell. Insgesamt eine tolle Hallenfußball-Demonstration dieser dänischen A-Junioren-Spitzenmannschaft, die dann durch den völlig verdienten Turniersieg belohnt wurde. Chapeau!