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3 gegen 3 Funino auf 4 Minitore im Fußball

Jeder Trainer im Kinderfußball sollte sich Mini-Fußball 3 gegen 3 (a.k.a. FUNINO) mal etwas genauer ansehen. Dass kleine Spiele in der Ausbildung im Jugend-Fußball absolut sinnvoll sein können, habe ich ja schon versucht, in den Artikeln über den Straßenfußball (Teil 1Teil 2) rüberzubringen.

Der Mini-Fußball Funino auf 4 Minitore (2x1m²) gießt das Ganze jetzt noch einmal in eine feste, aber flexible Form. Meine persönlichen Erfahrungen mit einer F-Jugend in dieser Wettspielform sind – vor allem auch im direkten Vergleich mit dem 4+1 auf Jugendtore – durchweg positiv. 

Funino-Grundlagen

Mini-Fußball ist eine sehr gut für den Grundlagenbereich (F-Junioren und E-Junioren, unter Umständen auch D-Junioren) geeignete Trainingsform (als Stationentraining) und Spielform (mit 6er-Mannschaften). Das Spielsystem kommt ursprünglich aus dem Hockey und wurde von Horst Wein für den Jugend-Fußball angepasst.

Kinderfußball 3 gegen 3 Funino

Es spielen zwei Sechsermannschaften jeweils 3 gegen 3 auf 4 Minitore, nach 3 Minuten wird komplett gewechselt, so dass alle 6 Spieler der Mannschaften 6 Minuten spielen und 6 Minuten Pause haben (Gesamtspielzeit 12 Minuten).

Das Spielfeld im Funino hat ein Größe von 32*25 m² oder 25x20m².

Es gibt noch einige Zusatzregeln (Einwurf, Abstoß, Eckball, Verhalten nach Torerfolg) die man aber als Trainer auch flexibel interpretieren kann (zumindest im Fußballtraining). Hinzu kommt eine Schusszone, Tore zählen nur innerhalb. Das führt dazu, dass nicht einfach von Weitem geschossen wir, sondern die Kleinen sich durchspielen müssen in die Schusszone. Es werden auf Spieltagen etwa 10-12 Minuten pro Spiel gespielt. Wechsel werden entweder alle 3 Minuten zentral angezeigt oder durch die beiden Trainer angesagt.

Minitore: Empfehlung 2m*1m

Im offiziellen Funino-Regelwerk wird eine Torgröße für die Minitore von 2m*1m empfohlen. Leider hab ich das bei Spieltagen und auch im Training noch nie gesehen. Viele Vereine haben kleine stabile Minitore von maximal 1,20m Breite. Das hat den Nachteil, dass es zu keinen Torwartaktionen kommt und meistens deutlich weniger Tore fallen.

Bei einem 2m-Tor können die Kinder, die gerade das Tor verteidigen, sich richtig hinwerfen. Außerdem haben die Kinder beim Torabschluss die Chance, gezielt abzuschließen. Steht ein Kind in einem sehr kleinen Minitor, wird meistens nur möglichst fest geschossen.

Es gibt bei verschiedenen Anbietern für maximal 50 Euro Tore, die die passende Größe haben und auch noch leicht zu transportieren sind.

Spielsituationen im 3 gegen 3 Funino

Für die kleinen ergibt sich eine Spielform, in der sie unglaublich viele Aktionen mit und ohne Ball haben. Es entstehen automatisch viele Situationen, die sich im großen Spiel wiederfinden (z. B. 1 gegen 1 und 2 gegen 1-Situationen, die die Spielerinnen lösen müssen). Das verbessert das Fußballlernen und schult das Entscheidungsverhalten. Dabei hilft auch das Spiel auf 2 kleine statt eines großen Tors. Das Spiel wird automatisch in die Breite gezogen, die typische Knäuelbildung unterbleibt meistens. Der Torabschluss erfolgt gezielt, so dass eine gute Abschlusstechnik belohnt wird.

Potentiale des Mini-Fußballs: Technik und „kleine“ Taktik

Mini-Fußball 3 gegen 3 ist aufgrund der geringen Spieleranzahl körperlich und geistig sehr anstrengend, Koordination und Handlungsschnelligkeit werden spielerisch geschult, daneben die Aufmerksamkeit und ansatzweise auch peripheres Sehen (soweit in diesem jungen Alter möglich). Zum Wesentlichen: Das kleine Spiel 3 gegen 3 ermöglicht schon durch die Organisation viele Ballkontakte für jeden Spieler und so auch eine hohe Wiederholungszahl bei allen wichtigen Techniken.

Die überschaubare Anzahl an Spielern sorgt dafür, dass viele 1:1-und 2:1-Situationen in Offensive und Defensive zustandekommen. Diese Situationen sind meiner Ansicht nach ein Kernaspekt der Grundlagenschulung im Jugend-Fußball. Durch das häufige Durchspielen dieser Situationen erarbeiten sich die Kinder intuitive Verhaltensmuster, die ihnen später auch im „großen“ Spiel zugute kommen.

Natürlich ist hier der Trainer auch gefordert, geeignete Lösungen anzubieten bzw. zu zeigen, aber häufig wird das gar nicht notwendig sein. Darüber hinaus vermittelt diese Organisationsform Grundlagen des Spielaufbaus (Spielverlagerung, Freilaufverhalten) und des ballorientierten Verteidigens (Raumaufteilung, Abwehrdreiecke, auf die Seite verschieben, gegenseitiges Absichern).

Das klare Wechselsystem sorgt für eine faire und auch verlässliche Gleichbehandlung aller Spieler, was auch das soziale Verhalten der Kinder (und Eltern!) positiv beeinflussen sollte.

3 gegen 3 Funino – Anwendung im Training

Für Trainer im Jugend-Fußball hat diese Form, im Training angewendet, den Charme, dass sie übersichtlich und so auch einfach zu coachen ist. Man kann hier sehr im Detail arbeiten, weil die Verhaltensweisen der einzelnen Spieler sehr gut sichtbar sind. Die Pause der einen „Schicht“ kann dann genutzt werden, um Dinge zu erklären und zu zeigen. Ideal ist es hier natürlich, wenn zwei Trainer für 12 Spieler da sind. Beim Material kann sicherlich auch improvisiert werden (Hütchentore statt Minitoren, etc.).

Alles in allem ist Mini-Fußball ein sehr guter neuer Ansatz, der den Jugend-Fußball im Grundlagenbereich auf das Wesentliche und Wichtige reduziert. Eine große Automobil-Marke hätte es „Reduce to the max“ genannt.

Hier noch einige Trainingseinheiten zum Minifußball auf Abwehrkette.de

Negative Aspekte des 4+1 bis 6+1 auf 2 Jugendtore

Das eher klassische Spiel auf 2 Jugendtore im 4+1 ist m. E. für Anfänger völlig ungeeignet. Die Spielform belohnt Gebolze: schusstarke Spieler erzielen mehr Tore, weil das Tor im Verhältnis viel zu groß ist. Häufig erfolgt das Schema Ballgewinn (durch körperliche Überlegenheit) – Schuss – Tor). Mit intelligentem Fußball hat das nichts zu tun. Die Entwicklung der kleinen Spielerinnen fördert das in keiner Weise. Deutlich weniger Ballkontakte und viel mehr Stress sorgen dafür, dass der Fußball weniger Spaß macht, vor allem, wenn die Kleinen noch keine ausreichende Spielkompetenz haben (und das ist bei fast allen Mannschaften der Fall).

Das Spiel ist durch die höhere Spielerzahl viel unübersichtlicher, die Räume sehr weit. Trotzdem findet sich gleichzeitig oft eine Ballung der Spieler in der Mitte (durch die zentralen Tore). Insofern auch unverständlich, wieso im F-Jugendbereich nicht durchgehend 3 gegen 3 gespielt wird. Möglicherweise liegt das am fehlenden Sachverstand in vielen Fußballkreisen und an der mangelnden Durchsetzungsfähigkeit des DFB und der Landesverbände.