Alle Infos zum Sechser (6er) im Fußball: Aufgaben in Defensive und Offensive, Positionsprofil und Anforderungen. Der Sechser im Fußball ist die Position eines zentralen defensiven Mittelfeldspielers. Ganz grob lässt sich sein Aktionsraum in der Defensive als der Raum vor der Abwehr bezeichnen. Der Sechser ist so normalerweise der am tiefsten spielende zentrale Mittelfeldspieler einer Mannschaft.
Im modernen Fußball sind seine Aufgaben jedoch nicht mehr nur auf die Abwehrarbeit oder die Manndeckung gegen den gegnerischen offensiven Mittelfeldspieler beschränkt. Vielmehr ist seine Position auch wichtige Anspielstation im Spielaufbau und Ballverteiler. Er ist Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld.
Inhalt:
Sechser im Fußball: Defensivaufgaben
Der Sechser bewegt sich, vor allem wenn er alleine vor der Abwehr spielt, wie z. B. beim 4-4-2 System mit Raute oder beim 4-1-4-1 System, meist nur bis auf die Halbpositionen nach Außen, um die Mitte stark zu machen. Geht die Mannschaft in die Pressingaktion, ist er oft derjenige, der in der Mitte den Ballgewinn provoziert, indem er den Pass auf 10er oder Stürmer unterbricht.
Gerät die Mannschaft stark unter Druck bzw. bei Standardsituationen, kann er sich als zusätzlicher Verteidiger in die Abwehrkette einreihen. Das ergibt vor allem Sinn, wenn es sich um einen kopfballstarken Spieler handelt, der über Erfahrung als Innenverteidiger verfügt.
Sechser im Fußball: Offensivaufgaben
Der Sechser ist im Fußball der defensivste Mittelfeldspieler, allerdings heißt das nicht, dass er keine Offensivaufgaben hat. Vor allem das Einleiten und Ordnen der eigenen Angriffszüge (Spielaufbau) ist eine Kernaufgabe.
Spielaufbau: abkippender Sechser auf der Halbposition
Der abkippende Sechser, der im Spielaufbau die Halbposition besetzt, steuert das eigene Spiel mit einer guten Verbindung sowohl ins Zentrum (8er bzw. 10er-Position) als auch auf die Außenposition. Das hat den Vorteil, dass man einen spielstarken Spieler in Ballbesitz bekommt, ohne dass er direkt gepresst wird. Oft lassen sich generische Mittelfeldspieler nicht so weit herausziehen aus der eigenen Formation. Der Sechser hat also etwas Zeit und Raum zu agieren, indem er sich dem Druck entzieht.
Das gelingt vor allem auch sehr gut, wenn die eigene Mitspieler weit hochschieben und so die Gegner zwingen, Risiko einzugehen oder sich mitziehen zu lassen. Dadurch entsteht, oft im Raum um die Mittellinie ein situative Überzahl mit guten Möglichkeiten zu Dreiecksbildung. Oft geht das einher mit asymmetrischem Verhalten innerhalb des Spielsystems. Z. B. ist meistens ein Außenverteidiger offensiver als sein Mitspieler auf der anderen Seite.
Abkippender Sechser zwischen den Innenverteidigern im Spielaufbau
Will man mit der eigenen Mannschaft die Flügel überladen bzw. mit den Außenverteidigern sehr hoch/offensiv agieren, kann man den/einen Sechser zwischen die Innenverteidiger rücken lassen. So baut man quasi aus einer Dreierkette auf. Das bietet sich gegen einen Gegner an, der im Zentrum sehr stark steht und dafür die Außenbahnen weniger verteidigt. Das kann auch ein gutes Mittel gegen zwei aggressiv attackierende Stürmer sein, die die Verteidiger immer wieder anlaufen. Mit 3 gegen 2 Spielern lässt sich die erste Reihe des Gegner effektiv überspielen.
Spezialfall: Doppelsechs (zwei Sechser)
In Spielsystemen wie dem 4-2-3-1 oder dem 4-4-2 mit flacher Vier wird mit einer Doppelsechs gespielt, d. h. mit zwei Spielern auf der Sechserposition. Das gilt in der Defensive stärker als in der Offensive, wo mehr Flexibilität und Varianten gefragt sind. Die Doppelsechs sorgt für große Kompaktheit im Zentrum vor der Abwehr. Die Doppelsechs zeigt bei Spielverlagerung des Gegners auf die Seite eine Pendelbewegung. Das ermöglicht, wenn der Gegner über den Flügel angreift, einem der Sechser das Herausschieben auf den Flügel.
Details zum Verhalten in der Defensive zeigt der Artikel Pressing: Doppeln im zentralen Mittelfeld. Problematisch ist jedoch, speziell beim 4-4-2 mit flacher Vier, dass die Wege nach Vorne sehr weit sind, weil eine zusätzliche Reihe fehlt. Beim 4-2-3-1 ist das kein Problem. Das System vereint die Kompaktheit einer Doppelsechs mit der flexiblen Staffelung drei zentraler Mittelfeldspieler.
Sechser – Anforderungen und Fähigkeiten:
Zweikampfstärke, Laufstärke (nicht unbedingt Schnelligkeit) und ein gutes Auge für die Spielsituation, gepaart mit einem gewissen Antizipationsvermögen. Ein Sechser muss „gut stehen“ und ein Gefühl dafür haben, welche Lücken gerade zu füllen sind. Noch dazu steuert er im Idealfall die offensiven Mittelfeldspieler und die Stürmer in der Defensive durch lautstarke Kommandos beim Pressing. Eine gewisse Autorität und gute Kommunikationsfähigkeit runden sein Profil ab. Oft handelt es sich (in Amateurmannschaften) um erfahrene Spieler.
Ideal ist es, wenn man nicht zwei gleichförmige Spielertypen auf den Sechserposition hat (bei einer Doppelsechs). Super ist Spieler mit defensiven Stärken und einem ordentlichen Spielaufbau mit einem offensivstarken Spieler, der die Abwehrarbeit auch noch ganz gut macht, zu kombinieren. Es gibt auch viele Spieler, die sowohl im eigenen als auch im gegnerischen Strafraum wichtige Arbeit verrichten (sog. Box-to-box-Spieler).
Fazit: der Sechser ist die Nummer 1
Ein guter Sechser ist Gold wert, allerdings nur wenn der Rest der Mannschaft auch stimmt. Gute Spieler auf der Sechserposition sind ein zentrales stabilisierendes Element in einer Mannschaft. Und er sorgt für große Flexibilität, wenn er situativ eine Reihe weiter hinten (Innenverteidiger) oder eine Reihe weiter vorne (Spielmacher) spielen kann. Nur selten wird man einen Spieler finden, der innen und außen spielen kann. Philipp Lahm ist hier eine große Ausnahme.
Als Trainer sollte man sich genau ansehen, wie man den eigenen Sechser spielen lassen will: als klassischen Staubsauger vor der Abwehr, als tiefen Spielmacher, als Mädchen für alles (Box-to-box). Und diese Rolle dann darauf überprüfen wie sie zu den Fähigkeiten und Ausrichtungen der gesamten Mannschaft passt.
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