Das Spiel in der Halle wird dadurch interessant, dass man in einem sehr begrenzten Raum agiert und der Spielaufbau bzw. die Spieleröffnung also schnell und zielorientiert ablaufen muss. Dafür sind klare Absprachen in der Mannschaft und abgestimmte Laufwege erforderlich.
Hinzu kommt die besondere Bedeutung des Torhüters für den Spielaufbau in der Halle. Der Torhüter sorgt jederzeit (wenn das Regelwerk das Verlassen des Strafraums zulässt) für eine Überzahlsituation seiner Mannschaft sorgen kann. Je nach Risikofreude des Trainers in der Halle und der spielerischen Qualität des Torhüters, insbesondere seinem Dribbling und Passspiel mit beiden Füßen ab. Wenn man das Gefühl hat, nicht allzu viel auf das eigene Tor zu kriegen, kann man auch das Risiko eingehen, einen Feldspieler ins Tor zu stellen. Wenn man guten Fußball sehen will und seinem Torhüter da eher skeptisch gegenüber steht, durchaus eine Maßnahme. :-)
Die gezeigten Spielzüge im Spielaufbau sind davon abhängig, wie breit der Gegner steht ober er mit einem oder mit zwei Spielern attackiert und wie tief er seine Defensive stellt. Günstig ist für eine flüssige Spieleröffnung immer eine relativ enge oder breite Stellung und ein großer Abstand zwischen den gegnerischen Reihen. Für die eigene Aufstellung würde ich eine 2-2 Formation bevorzugen, da so am besten eine situative Überzahl hergestellt werden kann, insbesondere beim Spielaufbau in der eigenen Hälfte.
Spielaufbau in der Halle – mögliche Spielzüge
Bei allen Varianten setze ich voraus, dass der Ball bereits angespielt wurde, d. h. dass der Abstoß vom Tor schon ausgeführt wurde. Aber das sollte ja mit einem kurzen Doppelpass erledigt sein.
1. Gegenläufige Laufwege auf beiden Seiten (2-2-Formation)
Eine ganz einfacher Spielaufbau, der allerdings nur klappt, wenn der Gegner ordentlich pennt und auch dann nur ein paarmal pro Spiel. Man beginnt in einer klassischen 2-2 Aufstellung, wobei die vorderen Spieler nicht zu weit weg sein dürfen von den hinteren. Hat der Torwart den Ball, lösen sich die hinteren Spieler nach vorne und die vorderen (beide oder einer) kommen gleichzeitig entgegen und nehmen ihre Position ein. Die Chance besteht darin, dass die vorderen Spieler beim Gegner sich zuerst nach hinten orientieren/weggezogen werden und dann nicht schnell genug reagieren können auf die neue Situation.
2. 3:2 in der eigenen Hälfte, Torhüter dribbelt
Auch hier ist der Torhüter für den Spielaufbau entscheidend, denn er muss durch entschlossenes Anlaufen den Gegner locken. Er dribbelt auf den etwas tiefer stehenden der beiden vorderen Gegner zu (wenn das möglich ist) und spielt im letzten Augenblick einen schrägen Pass auf den sich offen anbietenden Verteidiger. Dieser nimmt den Ball nach vorne in die Bewegung mit. Bei dieser Spielaufbauvariante ergibt sich ziemlich sicher eine Überzahlsituation, wenn der Torhüter die nerven behält und die Ballmitnahme sauber ist.
3. Positionswechsel
Eine weitere Variante möchte ich hier kurz zeigen: den schnellen Positionswechsel durch Drehen der 4er-Box. D. h. der gesamte Block (2-2-Aufstellung) dreht sich entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn, wodurch eine Verteidigerposition frei wird, in der sich dann einer der vorderen Spieler anbieten kann.
Wie alle taktischen Handlungen lebt der Spielaufbau (gerade in der Halle) von der Variabilität und Flexibilität. Das heißt, man sollte sein Verhalten an die Spielsituation, den Gegner und die eigenen Stärken und Schwächen anpassen. Und es gilt immer: Hallenfußball lebt von der dynamischen Bewegung, noch stärker als Fußball im Freien.
Ablauf Spielaufbau (Weiß in Ballbesitz):
Der halblinke Verteidiger von Weiß löst zusammen mit seinem zweiten Verteidiger die Aktion aus, indem er sich von seiner Seite wegbewegt. Der zweite Verteidiger reagiert darauf mit einem Lauf entlang der Linie.
Gleichzeitig löst sich der Spieler rechts vorne nach schräg innen, um den Flügel freizumachen. Im Normalfall (außer man spielt gegen eine sehr disziplinierte und eingespielte Hallenmannschaft) werden die Gegner (Rot) den Laufweg wenigstens teilweise mitmachen.
Das führt dazu, dass der halblinke Angreifer von Weiß für eine kurze Zeit gut anspielbar ist, wenn er sich entschlossen von seinem Gegenspieler löst. Diese Variante geht natürlich auch andersherum.
Anschlussaktionen bei Ballbesitz
Erhält er den Ball, so sind einige sinnvolle und erfolgversprechende Anschlussaktionen vostellbar:
- Direktes Weiterleiten nach vorne ins Zentrum auf den nun zentralen Spieler, der dann wieder auf den durchstartenden Verteidiger auf der anderen Seite weiterleiten kann (3:2-Situation, wenn es schnell genug geht).
- Sofortige Spielverlagerung auf die andere Seite zum durchlaufenden Verteidiger.
- Prallenlassen auf den „zentralen“ Verteidiger, der sich nach seinem kurzen Lauf zur Seite in die Mitte löst. Spielt man diese Variante, muss der zweite Verteidiger seinen Lauf nach vorne abbrechen und sich etwas zurückfallen lassen zum Absichern.
- Wenn er besonders viel Platz hat und dzu noch die technischen Möglichkeiten: Aufdrehen und Dribbling im 1 gegen 1.
Diese Aktionen muss man nur noch zu Ende spielen und schon klingelt’s im gegnerischen Tor. So leicht kann Hallenfußball sein.
4. Torwartdribbling und schräg einlaufender Verteidiger
Diese Variante der Spieleröffnung unterscheidet sich nur dadurch von der vorigen, dass der Torhüter den Ball nicht nach Außen spielt, sondern versucht, den schräg einlaufenden Verteidiger abzuspielen. Voraussetzung ist, dass die beiden vorderen Spieler möglichst viel Raum schaffen, indem sie sich weit am gegnerischen Tor anbieten. Läuft der Verteidiger nicht ein, kann der Torhüter den Ball immer noch durch die Lücke nach vorne auf die eigenen Angreifer spielen. Diese müssen natürlich entweder gut getimet starten oder den Gegner mit dem Körper abblocken.
5. Spielaufbau Steil-Klatsch über das Zentrum
Eine Situation im Spielaufbau, die sich sowieso immer wieder ergibt. Der Torhüter spielt den Ball steil auf einen der vorderen Spieler, der ihn festmacht oder direkt auf den zweiten Angreifer oder einen nachrückenden Verteidiger prallen lässt. Bei gut abgestimmtem Laufverhalten lässt sich auch so eine vielversprechende Überzahlsituation herausspielen.
6. Doppelpass an der Bande (Hinten/Vorne)
Das ist eigentlich gar keine Spielaufbau-Variante, sondern zeigt eher den nächsten Schritt. Zuerst wird einer der beiden Verteidiger außen angespielt. Dieser leitet den Ball schnellstens longline nach vorne weiter und startet schräg nach innen. Der vordere Spieler blockt seinen Gegner und spielt den Ball ziemlich gerade an die Bande, so dass ihn der gestartete Verteidiger ins Tempo mitnehmen kann. Der Verteidiger auf der anderen Seite sichert nach hinten ab.
7. Risikovariante: Spielaufbau mit 1:2 in der Ecke
Hier handelt es sich eher um ein Täuschungsmanöver als um einen Spielzug für den Spielaufbau. Und das geht so: man spielt einen (möglichst ballsicheren) Spieler in der Ecke an. So provoziert man unter Umständen gegnerisches Pressing (im Idealfall von zwei Spielern). Der Spieler am Ball spielt nun den Ball zwischen den attackierenden Gegnern durch auf seinen Mitspieler. Wenn es ganz gut läuft, kann er diagonal verlagern. Es ergibt sich eine 3 gegen 2-Situation im Angriff, die schnell ausgespielt werden muss. Verliert er den Ball, so befindet sich der Gegner zwar am eigenen Tor, jedoch in der Ecke. Der zweite Verteidiger hat gute Chancen, noch einzugreifen.