Beim Abwehrpressing verteidigt man tief in der eigenen Hälfte und versucht in diesem Raum aktiv den Ball zu gewinnen. Die eigene Viererkette spielt dabei relativ nah am eigenen Strafraum. Der Gegner wird im Spielaufbau weitgehend in Ruhe gelassen. Das Abwehrpressing bezieht sich nur darauf, dass man in der eigenen Abwehrzone presst. Darüber hinaus gibt es das Mittelfeldpressing (häufigste Variante) und das Angriffspressing, bei dem man sehr weit vorne offensiv anläuft.
Erklärung: Abwehrpressing kurz zusammengefasst
- Wo: Meistens tief der eigenen Hälfte.
- Warum: Bloß nicht verlieren! Geringere Spielstärke als der Gegner. Kraft sparen.
- Wie: In jedem System möglich, oft mit 1-Stürmer-Systemen.
- Tiefstehen als Alternative
Spielsystem und Abwehrpressing
Abwehrpressing lässt sich in allen Spielsystemen spielen. Oft nutzt man aber Spielsysteme mit einem Stürmer, der dann in den Konterangriff geschickt wird. Beispiele sind das 4-2-3-1 System und das 4-1-4-1 bzw. auch das 4-5-1 oder 5-4-1 System.
Anwendung bzw. Wann spielt man Abwehrpressing?
Eingesetzt wird Abwehrpressing oft gegen spielerisch überlegene Mannschaften, denen man die Angriffsräume so eng wie möglich machen will. Man verteidigt in der eigene Hälfte, um eine Gegentor zu verhindern und den ein oder anderen Konter zu fahren. Der Gegner wird durch die tiefe Stellung der eigenen Mannschaft dazu verleitet, weiter aufzurücken. Dadurch ergeben sich oft Räume für schnelle Gegenzüge.
Verhalten der einzelnen Spieler
Ein paar Verhaltensweisen beim Abwehrpressing sind ggf. etwas anders als beim Mittelfeldpressing. In vielen Fällen ist der Umschaltweg von Abwehr auf Angriff so lang, dass nicht alle Spieler eine Mannschaft umschalten. Das heißt, die Konter werden in stärkerer Unterzahl gespielt als etwa beim Mittelfeldpressing. Die Erfolgchance ist wegen des weiten Weges zum Tor tendenziell geringer (s. o. Torverhinderung).
Das Lenken des gegnerischen Angriffs auf eine Seite ist schwer zu steuern, da der Gegner viel Raum für den Spielaufbau hat. Man hat als verteidigende Mannschaft kaum eine Chance, die gegnerischen Verteidiger aktiv anzulaufen. Auch schiebt der ballferne Stürmer beim gelenkten Pressing im Zentrum oft nicht durch. D.h. es gehen die Stürmer nicht diagonal auf den Ballbesitzer, sondern doppeln von hinten. Ihre Laufwege in der Defensive sind eher vertikal. Durch diese kürzeren Laufwege bewegen sie sich jedoch ökonomischer.
Bei allen Formen des Pressing muss man die Prinzipien des Pressings beachten:
Abwehrpressing trainieren
Einzelne Aspekte des Abwehrpressings kann man sehr gut in kleinen Taktikformen im 2 gegen 2 bis 5 gegen 5 trainieren. Dazu gehören
- Doppeln im Mittelfeld
- Doppeln am Flügel
- Lenken des Angriffs
- Verhalten der Viererkette
- Individualtaktische Aspekte
Als Trainer unbedingt darauf achten, das auch bei kleinen Trainingsformen die Räume spielgemäß sind. Sonst können die Spieler es im Spiel nicht umsetzen. Um das Zusammenwirken der einzelnen Mannschaftsteile zu trainieren, muss man mindestens 8 gegen 8 spielen. Ideal ist, direkt im 11 gegen 11 zu agieren. Hierbei arbeitet man dann mit verschiedenen Angriffsvarianten des Gegners und baut sich das ideale Abwehrverhalten mit Standbildern zusammen. Dabei ist es gut, die Spieler in die Lösungsfindung einzubinden. So verinnerlichen sie die erarbeiteten Pressingvarianten schneller und nachhaltiger.
Tiefstehen statt Abwehrpressing
Eine Variante des Abwehrpressings ist das Tiefstehen. Dabei wird im selben Raum verteidigt. Aber die Mannschaft verteidigt eher das eigene Tor und verhindert gegnerische Angriffe und Abschlüsse. Der aktive Ballgewinn steht eher im Hintergrund.
Beim Tiefstehen geht es vor allem darum, Passwege zuzustellen und den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten. Das Verhalten beim Tiefstehen ist passiv-abwartend. Hingegen soll beim Pressing aktiv der Ball gewonnen werden. Tiefstehen ist vor allem auch dann eine gute Alternative, wenn man sehr diziplinierte Spieler mit guten Stellungsspiel hat, die Lücken schließen und Pässe gut antizipieren können.