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Pep Guardiola und die Bayern

Gastbeitrag von Wettbasis.com

Der Paukenschlag der Winterpause war zweifelsohne die Verpflichtung des katalonischen Wundermannes als neuer Bayern-Trainer. Der neue ist zwar erst 42 Jahre – aber seine Erfolgsliste ist bekanntermaßen länger als die Haare von Uli Hoeneß, Kalle Rummenigge und Franz Beckenbauer zusammen. Und so zerbrechen sich die Experten des Deutschen Fußballs und Marcel Reif seit Tagen die Köpfe, was sich bei den Bayern ändern wird und wie riskant diese Verpflichtung ist. Auf der anderen Seite stehen die düpierten Engländer, die zum ersten Mal lernen müssen, dass das Geld ihrer Scheichs und Oligarchen halt nicht alles ist, was im Weltfußball zählt.

Pep Guardiola ist ohne Frage der begehrteste Trainer, der auf dem Markt war. Soweit sind sich alle einig. Wer in vier Jahren bei Barcelona zweimal die Champions League gewinnt und das Gebahren von Real Madrid und Jose Mourinho permanent als lächerlich demaskiert, stellt etwas dar. Dass er als bescheiden und unaufgeregt gilt, spricht für ihn. Ein Weichei ist er deswegen noch lange nicht – Ronaldinho, Deco und Eto’o erteilte er quasi als erste Amtshandlung die Freigabe. Zlatan Ibrahimovic wurde erst geholt und dann verkauft. Vermutlich nicht nur, weil der Schwede ein schwieriger Charakter ist, sondern weil er nicht ins System passt. Das verlangt flexible Spieler. Auf den klassischen Stoßstürmer legte Guardiola keinen Wert – er brauchte im Camp Nou flinke passsichere Feingeister wie David Villa, Lionel Messi oder Pedro Rodriguez, die blitzschnell mit Xavi und Andres Iniesta die Positionen tauschen können. Der schnelle Kurzpass – das ist das Mantra der Blaugrana seit Pep Guardiola. Bei Ballverlust stürzen sich sofort mehrere Spieler auf den Ball führenden Gegner und setzen ihn unter Druck. „Der Ball gehört uns.“ Unter dem Motto spielt der FC Barcelona. Ballbesitz ist auch ein prägendes Kennzeichen der Münchner, aber nicht das hohe Tempo der Katalanen. Der langsame Spielaufbau hinten herum – bei Barca sieht man den nicht.

Die Bayern haben mit Philipp Lahm, Bonfim Dante, Holger Badstuber und David Alaba vier Abwehrspieler, die über große technische Fähigkeiten verfügen – vermutlich über ausgesprägtere als z. B. Carles Puyol. Die Viererkette muss sich wohl keine Sorgen um ihre Zukunft machen. Auch ein Manuel Neuer dahinter dürfte sich auf die Zusammenarbeit mit Pep Guardiola freuen. Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez und Luis Gustavo werden wetteifern um die Plätze vor der Viererkette. Martinez und Schweinsteiger sollten einen kleinen Vorteil haben. Zunächst jedenfalls – Martinez allein der Sprache wegen; und Schweinsteiger ist einer der besten Spieler weltweit auf dieser Position. Allerdings darf man Gustavo nicht abschreiben. Das hat er schon in der Vorrunde bewiesen. Anatolyi Timoschchuk dürfte keine Rolle spielen – der Vertrag des Ukrainers läuft aus. Verlängerung unwahrscheinlich.

Im Offensivbereich wird es am spannendsten. Da gibt es Franck Ribéry. Seine nähere Zukunft dürfte außer Frage stehen – siehe Schweinsteiger. Thomas Müller – wenn er in der Form der Vorrunde spielt – sollte auch ruhig schlafen können. Interessant wird es für Toni Kroos. Allerdings scheint der langsam den Knoten platzen zu lassen – er war in der Vorrunde ein wahrer Mittelfeldmotor. Egal, ob als Zehner oder als Sechser. Er klopft an die Weltspitze. Arjen Robbens große Zeit dagegen dürfte abgelaufen sein. Zu verletzungsanfällig ist der Holländer – und zu divenhaft. Gerade letzteres mag ein Guardiola gar nicht. Am Ende seiner Zeit in Barcelona gab es deshalb ab und zu Ärger mit Gerard Piquet. Auch ein Mario Gomez passt irgendwie nicht in das Bild, das man von einem Lieblingsspieler Guardiolas hat. Ein bulliger, wuchtiger Stoßstürmer, der immer den Weg zum Tor sucht, ohne den Ball hineinzutragen. Hier liegt aber auch eine Gefahr für Guardiola: in München ist schon einmal ein Trainer gescheitert, der bestehende funktionierende Strukturen rücksichtslos aufbrach, um seine eigenen, in der Praxis bis dahin nicht erprobten und am Ende auch untauglichen Strukturen durchzusetzen. Daran wird sich Pep Guardiola sicher erinnern – denn es war er mit seinem FC Barcelona, der damals den FC Bayern im Camp Nou beim 4:0 aussehen ließ wie eine Schülermannschaft. Aber Guardiola ist trotz seines erwähnten jungen Alters ein gestandener Trainer. Er wird sicher den einen oder anderen Top-Transfer nach München möglich machen. Aber er wird auf dem bestehenden System aufbauen, ohne es über den Haufen zu werfen. Dafür ist er nicht der Typ.

Etwas, was es bei den Bayern nicht gibt, ist Zeit. Das neue System muss schnell funktionieren. Sonst wird die Euphorie bald einem großen Kater weichen. Wetten, ob Bayern schon im ersten Jahr unter Guardiola Meister wird oder ob die Zusammenarbeit schneller scheitert als die von Bayern und dem ottomanischen Möchtegern-Startrainer in den 90ern, können abgegeben werden. Auch die Frage, ob Guardiola in München, mit fünf, sechs oder gar keinem Stürmer spielen wird, wird interessant sein. Die Quoten dafür findet man wie immer auf Wettbasis.com, wo man sich auch im News-Bereich regelmäßig über alle möglichen Sportarten informieren kann.