Freistöße und Eckbälle sind im Fußball, vor allem gegen Mannschaften, die ansonsten nur wenige Torchancen zulassen, ein wichtiges offensivtaktisches Mittel. Hat man einen guten Freistoßschützen, der den Ball druckvoll und mit viel Schnitt über die Mauer bringen kann, so ist die direkte Ausführung eine sehr gute Variante. Hat man keinen so guten Freistoßschützen, bietet es sich an, den Freistoß indirekt auszuführen und eine einstudierte Passvariante (Freistoßtrick) zu spielen um sich in eine bessere Schussposition zu bringen. Im Folgenden zwei Freistoßvarianten:
Freistoßvariante 1: Ball durch die Beine (Abbildung 1)
Diese Freistoßvariante eignet sich bei Freistößen aus halbrechter (Schütze = Rechtsfuß) und halblinker (Schütze = Linksfuß) Position bzw. auch aus dem Zentrum. Zwei Spieler stehen am Ball, einer schräg mit dem Rücken zum Tor, der andere frontal zum Tor. Der ausführende, frontal zum Tor stehende Spieler (8), spielt dem anderen Spieler (7) den Ball durch die Beine (schräg nach vorne, so dass der Schuss an der Mauer vorbei möglich ist). Spieler (7) dreht sich explosiv, geht dem Ball nach und schießt direkt bzw. mit dem zweiten Ballkontakt.
Wichtig ist, dass der Ball nicht zu weit gespielt wird, sonst kann der Gegner eingreifen. Der Schütze ist etwas näher am Tor als an der ursprünglichen Freistoßposition. Er hat einen besseren Winkel zum Tor, das nur noch wenig von der Mauer abgedeckt wird (man „versetzt“ die Mauer).
Freistoßvariante 2: Passspiel vor das Tor (Abbildung 2)
Auch diese Freistoßvariante eignet sich für Freistöße aus der Halbposition und der zentralen Position. Hier stehen ebenfalls zwei Spieler am Ball (Rechts- und Linksfuß). Sie spielen dem Gegner vor, schussbereit zu sein (7 und 8). Ein Spieler (10) ist außen neben der Mauer postiert (vorgeblich, um diese zu stören). Ein weiterer Spieler ist im Zentrum postiert und blockt dort seinen Gegenspieler (11). Alle anderen Spieler versuchen, die gegnerischen Verteidiger nach außen zu locken (durch Lauffinten).
Bei der Ausführung läuft sich (11) blitzschnell frei, wird von (7) oder (8) angespielt und leitet den Ball direkt auf den sich nach außen abrollenden Spieler (10), der durch gutes Timing eine Abseitssituation vermeidet, weiter. Dieser passt den Ball quer auf die nach innen startenden Mitspieler. Im Idealfall hat man drei bis vier Spieler vor dem Tor, wobei diese im entscheidenden Augenblick vor die Verteidiger kommen müssen, um das Tor machen zu können. Der Erfolg der Variante hängt entscheidend von der Passpräzision und dem gut getimten Freilaufverhalten ab.
Spielintelligenz und Erfahrung sind durch nichts zu ersetzen
Wichtig ist immer, dass die Spieler auf dem Platz beurteilen können, welche Freistoßvariante in der gegebenen Spielsituation (Entfernung zum Tor, Positionierung der Mauer und Gegner) gespielt werden kann. Ich halte nichts davon, dass der Trainer Varianten ansagt. Dazu ist viel Training und auch ausreichend Spielintelligenz sowie Erfahrung notwendig. Das heißt auch, dass Freistoßvarianten auch unter Wettkampfbedingungen im Punktspiel ausprobiert werden sollten. Selbst wenn die Variante nicht funktioniert, hat man eine weitere wichtige Erfahrung gesammelt und hat Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Ausführung.
Hier geht es weiter zu Freistoßvarianten, Teil 2