Etwa jedes dritte Tor im Fußball fällt nach einer der Standardsituationen Eckball oder Freistoß. Grund genug, sich mit dem Thema Standardsituationen im Fußball genauer zu befassen. Denn wenn man sich’s genau überlegt, müsste man also viel mehr Trainingszeit den Standards widmen, als es momentan üblich zu sein scheint. Als kleine Unterstützung oder Inspirationsquelle für Eckballvarianten deshalb auch dieser Beitrag.
Zuerst einmal finde ich jedoch die Frage interessant, worauf es bei einer Standardsituation ankommt, wenn man diese erfolgreich als offensivtaktisches Mittel im Fußball einsetzen will. Hier halte ich folgende Dinge für wichtig:
1. ein klarer Plan, d.h. alle (beteiligten) Spieler müssen wissen, was sie zu tun haben
2. die Variante muss das Ziel haben, in torgefährlichen Räumen an den Ball zu kommen
3. ein Bewegungsvorsprung vor dem Gegner durch geschicktes, abgestimmtes Laufverhalten
4. Technik und gutes Timing beim Torabschluss
Nun also zu den Eckballvarianten…
Variante 1: schräges Lösen von der Torlinie
Diese Variante ist relativ einfach, aber auch durchaus erfolgversprechend (wie ich selbst erleben durfte). Beteiligt sind eigentlich nur 2 Spieler (im Bild Nr. 9 und Nr. 7) sowie der Ausführende. Ziel ist der Raum zwischen Tormitte und dem kurzen Pfosten. Spieler Nr. 7 (kurz postiert zwischen Torauslinie und Fünfmetereck) hat die Aufgabe, seinen Gegenspieler etwas weiter vom Tor weg in Richtung Seitenlinie zu ziehen, sodass er hinter sich einen kleinen Raum öffnet. Diese Bewegung habe ich wegen der Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet. Nr. 9 steht zu Beginn auf oder in der Nähe der Torlinie etwa in der Mitte des Tores. Sobald der Ball gespielt wird, startet er explosionsartig schräg nach vorne in den hinter Nr. 7 entstandenen Raum (gelb markiert). Wird der Ball präzise genug gespielt, kommt Nr. 9 aus kürzester Distanz zum Torabschluss, meist muss er nur noch per Kopf einnicken.
Die anderen drei eingezeichneten Spieler laufen engagiert in Richtung Tormitte und langer Pfosten. Nr. 10 kann sogar noch zusätzlich in Richtung kurzer Pfosten laufen um ggf. auch abzuschließen. Diese Spieler sorgen für zusätzliche Unsicherheit beim Gegner bzw. für die notwendige Ablenkung.
Variante 2: Eckball flach in Richtung Strafraumgrenze, Lauffinte und Direktschuss
Auch dies ist eine recht einfache Eckball-Variante, die aber funktioniert (hab‘ ich gerade am Wochenende bei einem Fußballspiel gesehen). Spieler 7 startet dem Ausführenden im Tempo entgegen und wird scharf flach angespielt. Die restlichen Spieler (9 und 10) haben die Aufgabe, ihre Gegenspieler möglichst weit in Richtung Tor zu locken (durch entschlossenes Anlaufen) um den Raum zwischen Elfmeterpunkt und Strafraumgrenze zu öffnen. Er täuscht jedoch seinen Gegenspieler und lässt den Ball passieren. Spieler 8 löst sich aus seiner langen Position nach einer Lauffinte in Richtung Strafraum und erläuft den scharf hereingegebenen Ball vom ausführenden Spieler. Wenn möglich, schließt er direkt auf das Tor ab.
Der Erfolg der Eckball-Variante hängt ab von den abgestimmten Laufwegen und dem vorhandenen Raum. Ich denke, diese Variante bietet sich auch bei Mannschaften an, die bei gegnerischem Eckball im Raum spielen und zuerst den Raum vor dem Tor abdecken.
Natürlich sind auch Alternativen möglich, z.B. kann auch ein Spieler aus dem Rückraum in den Ball starten.