Gegen Ende der letzten Saison in der Deutschen Fußball-Bundesliga drehte sich das Trainer-Karussell so schnell, wie schon lange nicht mehr. Zahlreiche Spitzenklubs tauschten ihren Spielleiter und hofften so auf noch mehr Erfolg. Doch im letzten Drittel der aktuellen Saison zeigt sich, dass nicht alle Transfers die Erwartungen von Management und Fans erfüllt haben.
Borussia Dortmund verpflichtete ebenso einen neuen Trainer, wie der FC Bayern München, der VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt. Einige Trainerwechsel erwiesen sich als Volltreffer, andere hingegen zeigen bisher noch nicht den gewünschten Effekt. Das kommt wenig überraschend, schließlich ist jedes Team ein in sich geschlossenes, hochkomplexes Gebilde.
Enormer Druck von allen Seiten
Alle Spitzenklubs in der Deutschen Fußball-Bundesliga funktionieren längst wie ein gut geöltes Uhrwerk. Hier müssen tatsächlich alle Rädchen perfekt ineinandergreifen. Doch wenn das Management ausgerechnet bei der Wahl des Trainers danebengreift, gerät der Motor ins Stocken. Das konnte man zuletzt bei Hertha BSC beobachten. Dort soll sich nun der Veteran Felix Magath gegen den drohenden Abstieg stemmen.
Diese regelmäßigen Wechsel an der Spitze zeigen dramatische Auswirkungen, schließlich ist der Spielplan der Elitefußballer schon seit Jahren überfüllt. Jürgen Klopp beklagte dies bereits vor Jahren, ebenso wie José Mourinho. Die UEFA-Elite-Club-Injury-Studie bestätigt dies in einer Auswertung von Daten aus insgesamt 17 Ländern. Dabei zeigte sich, dass es klare Auswirkungen der vollen Spielpläne auf die Leistungsfähigkeit der Spieler gibt. Die von der Sportwissenschaft immer wieder geforderte Pause von zumindest 72 Stunden zwischen den Spielen ist aufgrund der Anforderungen von Deutscher Fußball-Bundesliga, UEFA Champions League, DFB-Pokal und Großturnieren nur noch selten einzuhalten.
Nagelsmann und Rose Top, Hütter und Marsch Flop
Angesichts dieser Belastung ist es unumgänglich geworden, einen Trainer an Bord zu haben, der seine Spieler nicht nur zu führen, sondern deren Belastung auch auszubalancieren weiß. Schließlich haben neue Trainer kaum noch Zeit, sich und ihr Team richtig einzustellen. Selbst erfolgreiche Trainer wie Julian Nagelsmann stehen im Dauerfeuer der Kritik und müssen ihre gewählte Taktik regelmäßig rechtfertigen. Während der Jungstar kurz davor ist, seine ersten Titel mit dem FC Bayern München zu holen, haben andere Transfers des letzten Jahres bisher noch nicht den gewünschten Erfolg gezeigt.
Der Serienmeister aus München hat den Abgang von Hansi Flick gut verkraftet. Julian Nagelsmann gilt trotz einiger Patzer als der Mann der Stunde. Ähnlich erfolgreich verläuft die Saison auch für Marco Rose bei Borussia Dortmund. Obwohl die Mannschaft in der Tabelle nur noch wenige Punkte hinter dem FC Bayern München liegt, steht Rose doch immer wieder in der Kritik. Deutlich schlechter ergeht es allerdings Adi Hütter. Der ehemalige Erfolgstrainer von Eintracht Frankfurt kommt bei Borussia Mönchengladbach weiterhin nicht in die Spur. Platz 13 liegt weit unter den Möglichkeiten des Top-Teams.
Sein Nachfolger bei Eintracht Frankfurt kam vom VfL Wolfsburg. Oliver Glaser liegt mit seiner Mannschaft im Mittelfeld und hat immer noch Luft nach oben. Viel schlechter erging es da schon seinem Nachfolger in Wolfsburg. Mark van Bommel wurde zunächst gefeiert und anschließend gefeuert. Dessen Nachfolger Florian Kohfeldt hat mit Max Kruse zwar Verstärkung erhalten, muss sich aber noch beweisen. Das Engagement von Red Bull Salzburg-Trainer Jesse Marsch erwies sich für RB Leipzig als totale Fehlkalkulation. Trainer und Mannschaft fanden einfach nicht zueinander, die Trennung war daher unausweichlich. Domenico Todesco hingegen gelang es, das alte Feuer im Team wieder zu entfachen. Er führte RB Leipzig aus den Tiefen der Tabelle wieder zurück auf die vorderen Ränge.
Dass es nicht immer einen großen Namen benötigt, um Erfolg zu haben, beweisen drei andere Trainer der Deutschen Fußball-Bundesliga. Steffen Baumgart ist es beim 1. FC Köln gelungen, den ehemaligen Abstiegskandidaten im vorderen Drittel des Felds zu platzieren. Er setzt auf ein offensives 4-4-2-System. Dieses zeichnet sich durch Ausgewogenheit und Flexibilität aus.
Ähnliches gelang Urs Fischer mit Union Berlin bereits in den letzten Jahren, sein Erfolgslauf hält unvermindert an. Noch einen Schritt weiter geht man allerdings beim SC Freiburg. Trainer Christian Streich führt den Verein bereits seit zehn Jahren und mischt auch dieses Jahr wieder ganz vorne mit. In Freiburg ist Stabilität Trumpf. Die Erfolge beweisen, dass ein Team Zeit und konsequentes Arbeiten benötigt, um sich auf lange Sicht auch gegen deutlich stärkere Fußballmannschaften durchzusetzen.