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O-Beine durch intensives Fußballtraining in der Jugend

Pierre Littbarski zählt auch heute noch zu den beliebtesten und besten Fußballern, die Deutschland jemals hervorgebracht hat. Der Weltmeister von 1990 verblüffte seine Gegenspieler immer wieder mit seinen rasanten Läufen und unnachahmlichen Tricks. Bekanntheit erlangte der gebürtige Berliner aber genauso durch seine ausgeprägten O-Beine.

Littbarski war und ist nicht der einzige Kicker mit dieser Beinform. Dies ist kein Vorurteil oder Klischee, sondern Tatsache. Die Gründe für diese Entwicklung liegen bereits im Jugendalter. Dies haben Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München herausgefunden, die für ihre Arbeit die Eigenschaften von rund 1.300 jungen Fußballern mit denen anderer Jugendlicher verglichen, die keinen oder einen anderen Sport ausübten. Die Studie wurde in den vergangenen Monaten in zahlreichen Fussball Podcasts thematisiert und diskutiert.

Demnach lagen bei jugendlichen Fußballern die Knie rund eineinhalb Zentimeter weiter auseinander als bei der Vergleichsgruppe. Die Neigung zu O-Beinen (lat.: genua vara) ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern erhöht zudem die Gefahr, als Erwachsener an einer Arthrose der Kniegelenke zu erkranken. Grund, so die Forscher, seien die häufigen Stopps und Richtungswechsel im Fußball, die dafür sorgen würden, dass die Knochen nachgeben. Gerade in der Wachstumsphase sind Knochen noch weich und leicht verformbar. Die wiederholenden Belastungen sorgen so dafür, dass sich die inneren Muskeln der Oberschenkel (Adduktoren) kräftiger ausbilden und so die auffällige O-Form der Beine entsteht.

Das gestiegene Risiko einer Kniegelenksarthrose liegt nicht nur an der O-Bein-Stellung selbst, sondern darüber hinaus an Verletzungen der Kniegelenke, die besonders Profi-Fußballer erheblicher häufiger erleiden als der Rest der Bevölkerung. Nicht selten ist es notwendig, Betroffenen ein künstliches Kniegelenk einzusetzen.

Um die Entwicklung von O-Beinen zu stoppen, empfehlen die Münchner Sportwissenschaftler bestimmte vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen sie etwa besondere Trainingsmethoden, die für eine verbesserte dynamische Kniegelenksstabilität sorgen. Hilfreich sei ebenfalls, auf anderes Schuhmaterial zurückzugreifen.

Übungsleiter seien zudem gefordert, die Intensität des Trainings noch altersgerechter zu gestalten. Zu einer Begradigung trage ebenfalls bei, die äußeren Muskeln (Abduktoren) zu stärken und die Adduktoren besonders zu dehnen. Als Ultima Ratio gilt eine Operation, um die Fehlstellung zu beheben. Bei einer leichten Fehlstellung werden jedoch konservative Behandlungsmethoden vorgezogen.

Die Autoren der Studie weisen jedoch darauf hin, dass die Entwicklung zu O-Beinen vor allem junge Menschen beträfe, die Fußball als Leistungssport betrieben. Genu varum, wie die O-Bein-Stellung medizinisch bezeichnet wird, sei bei Breitensportlern eher selten anzutreffen.

Die Ergebnisse der Untersuchung ließen sich deshalb nicht ohne Weiteres auf Freizeitkicker übertragen. Ganz im Gegenteil, so die Forscher, der positive Nutzen von Sport überwiege eindeutig. Genua vara würden besonders bei Kindern und Jugendlichen entstehen, die sehr intensiv trainieren würden.

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