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Mentales Training beim Fußball: mit Geistesstärke zum Sieg

Im Profisport ebenso wie in vielen Geschäftsbereichen haben Leistungsexperten schon lange erkannt, dass der geistige Aspekt bei wichtigen Spielen oder Entscheidungen im Job mindestens ebenso wichtig ist wie die technischen Fähigkeiten. Bei den Mannschaften der Bundesliga gehört deshalb mentales Training ebenso zum Übungsprogramm wie das körperliche. Und sogar Kinder, die gerade erste mit dem Fußballspielen beginnen, können davon profitieren – nicht nur hinsichtlich ihrer sportlichen Leistung, sondern in allen Lebensbereichen, wo Selbstvertrauen, Umgehen mit Nervosität und innerem Druck sowie Konzentrationsvermögen eine Rolle spielen. 

Fußball ist bekanntlich ein Spiel, das wie der Name schon sagt, mit den Füßen gewonnen isr. Ist das jedoch wirklich so? Fußball-Legende Andre Pirlo sagte seinerzeit: „Fußball spielt man mit dem Kopf. Deine Füße sind nur ein Werkzeugt. Ich denke, also spiele ich.“ In der Bundesliga ist man sich dieser Tatsache seit langem bewusst, und mentales Training ist fester Bestandteil der Vorbereitung auf die Spiele.

Dabei kommen verschiedene Komponenten zum Tragen: sowohl die Visualisierung von Ereignissen und Taktiken im Spiel, aber auch der Abbau von Nervosität und Ängste, um die Leistung auf dem Rasen, wenn es darauf ankommt, zu stärken. Denn besonders wenn die Teams ähnlich gut in der spielerischen Leistung sind, kann der Kopf oftmals zum entscheidenden Faktor über Sieg und Verlust werden. 

Man denke beispielsweise and Elfmeterschießen, wo es nicht nur auf Glück ankommt, sondern insbesondere auch darauf gelassen zu bleiben und nicht aufgrund des massiven Drucks in der Situation zu versagen. Wer Sportwetten auf Bundesligaereignisse abgibt, ist beispielsweise gut damit beraten neben den Erfolgsstatistiken einer Mannschaft auch zu recherchieren, wie Spieler in bestimmten Situationen reagieren und wann sie häufig die Nerven verlieren oder sich vom Gegner einschüchtern lassen. 

Zwei Gehirne, die unterschiedliche mentale Zustände zeigen: Ordnung und Verwirrung.

Geistige Fitness bezieht sich im Sport auf verschiedene Komponenten. Visualisierung spielt eine wichtige Rolle dabei bestimmte Bewegungsabläufe und Taktiken zu automatisieren, denn im entscheidenden Moment bleibt keine Zeit zum bewussten Denken. Vielmehr muss der Spieler dann in der Lage sein intuitive richtig zu handeln. Visualisieren bedeutet sich einen Handlungs- oder Bewegungsablauf besonders genau und wiederholt vorzustellen, um ihn dann in einer Wettkampfsituation optimal ausführen zu können. Experten wissen, dass sich ideale Verhaltensweisen für spezifische Situationen auf diese Weise antrainieren lassen. Der DFB wies anhand wissenschaftlicher Studien nach, dass genau dieses kognitive Training besonders hilfreich ist, wenn es um die Optimierung von Dribbeln, Passen oder Schießen geht, wie auch um das detaillierte Vorstellen des Bewegungsablaufs beim Torschuss. 

Mentalcoaching

Mentalcoaching ist jedoch weitaus mehr als die reine Visualisierung von Spielgeschehen. Fußball ist ein schnelles Spiel, wobei eben nicht nur die Geschwindigkeit beim Laufen und Dribbeln eine Rolle spielt, sondern auch schnelles Denken, Flexibilität und Kreativität. Auch das Bilden einer Einheit innerhalb der Mannschaft ist wichtig, weshalb es auch wichtig sein kann sich der Auswirkungen von Konkurrenzdruck und Frustrationen oder Konflikten zwischen Teamkollegen bewusst zu werden und wie dies das Spiel beeinflusst. 

Geistiges Training bedeutet deshalb auch die Verbesserung von Selbstwahrnehmung und regelmäßiges Reflektieren oder gar Meditieren. Der Leistungsdruck kann enorm sein, weshalb es wichtig ist sich bewusst zu werden, wenn Anspannung und Ängste aufkommen, die zu Nervosität und Fehlern führen. Spannungen abzubauen, sich die eigenen Stärken bewusst zu machen und seine Schwächen zu akzeptieren ist deshalb ein wichtiger Teil von Mentaltraining.

Daneben werden Strategien und Techniken vermittelt, die das Selbstbewusstsein steigern und Druck in positive Energie zu verwandeln. Auch nach Niederlagen oder Verletzungen kann es nützlich sein um diese hinter sich zu lassen: es ist erwiesen, dass die Kontrolle der Gedanken den Heilungsprozess positiv unterstützen kann. Negative Gedanken können hingegen Hormone ausschütten, die die Genesung verlangsamen. Und wer sich nach einem verlorenen Spiel bewusst mit seinen Emotionen auseinandersetzt und diese verarbeitet, hat bessere Chancen befreit ins nächste Match zu gehen.

Einen wichtigen Aspekt bilden hierbei auch bestehende negative Glaubenssätze, die die Leistungsfähigkeit in bestimmten Situationen beeinträchtigen können. Glaubt ein Spieler von vornherein, dass er bei Auswärtsspielen schlechter spielt als daheim, geht er bereits mit dieser Einstellung auf den Rasen – und sieht diese dann in der Regel auch bewahrheitet. Sich bewusst zu machen, wann und weshalb diese Glaubenssätze auftauchen und sich von ihnen nicht leiten zu lassen, ist Teil des mentalen Trainings. Gerade Spieler, die von übertriebenem Perfektionismus oder Schwarz-Weiß-Denken geleitet werden, geraten oft in die „Überforderungsfalle“. 

Mentales Training im Amateurbereich

Während mentales Training fester Bestandteil des Profisports ist, wird dieser Bereich im Amateurbereich oftmals noch vernachlässigt. Dabei profitiert der Sportler nicht nur beim Ausüben seiner Disziplin von einem starken Geist, sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen. Oftmals diskutiert wird, wann bei den Junioren mit Mentalcoaching begonnen werden sollte, und die Antwort ist erstaunlich: ab sechs Jahren und ab der F-Jugend macht es bereits Sinn, denn in diesem Alter sind Fantasie und Vorstellungskraft stark ausgeprägt, weshalb die Nachwuchsspieler umso besser auf Visualisierungsübungen reagieren. 

Der DFB betont zudem die Bedeutung von psychosozialen Faktoren auf die Entwicklung von jungen Talenten. Dazu gehören das vom Trainer geschaffene Klima im Team, Erwartungshaltungen bei den Eltern und das oftmals damit verbundene Aufkommen von Wettkampfsangst. Betrachtet werden neben dem Einfluss von Trainern und Eltern auch der von Gleichaltrigen und Teamkollegen. Der DFB erklärt in diesem Zusammenhang: „Die Nachhaltigkeit von Talentförderungsprogrammen kann jedoch durch eine Organisationsphilosophie mit klar formulierten Wertvorstellungen gewehrleistet werden, welche positive zwischenmenschliche Beziehungen und das Wohlbefinden der Einzelnen priorisieren”, und macht damit eine klare Ansage bezüglich der Integration von mentalem Training in die Ausbildung des Fußballnachwuchs. 

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