Das Training der deutschen Fußball Bundesligisten dürfte zu den anspruchsvollsten Einheiten im deutschen Fußball gehören. Immerhin stehen sich die besten Mannschaften Deutschlands Woche für Woche im direkten Vergleich gegenüber. Klar, dass sich das Training je nach Anforderung und Schwachpunkten unterscheidet. Beim BVB beispielsweise dürfte nach dem kürzlichen Trainerwechsel und der deutlichen Kritik von Marco Reus bzw. Mats Hummels am Defensivspiel der Mannschaft gearbeitet werden. Doch nicht nur spielerische Faktoren stehen unter der Woche im Fokus, auch in anderen Bereichen wird hart gearbeitet. Wir blicken auf die verschiedenen Komponenten im Training der Fußballprofis und schauen, wie sich das Training in den vergangenen Jahren verändert hat.
Training ist nicht gleich Training
Das Training der Bundesligisten hat sich über die Jahre stark gewandelt. Während früher Laufrunden und Trainingsspiele an der Tagesordnung standen, wird heute viel spezifischer trainiert. Nicht zuletzt mit Jürgen Klinsmanns Engagement bei der deutschen Nationalmannschaft von 2004 bis 2006 haben viele Innovationen in Bezug auf individuelle Trainingssteuerung Einzug in den deutschen Fußball erhalten. Mit dem Vorbild der computergestützten Leistungsdiagnostik des US-Sports, hat Klinsmann neue Komponenten im Fußballtraining der deutschen Nationalmannschaft und später auch bei Bayern München eingebracht.
Aus dem Trainergespann wird ein großer Betreuerstab
Während früher lediglich Trainer und Co-Trainer für das Training verantwortlich waren, gibt es heute einen viel größeren Betreuerstab, der sich um die einzelnen Positionen oder Trainingsaspekte kümmert. Neben dem Torwarttrainer sind Kopfballtrainer, Taktiktrainer oder Fitnesstrainer keine Seltenheit mehr im Trainerstab einer Profimannschaft. Generell gilt, dass sich das sich das Training ebenso wie der Fußball in den Jahren stark verändert hat. So wurden Taktiksitzungen beispielsweise früher am klassischen Whiteboard durchgeführt, während heute multimediale Präsentationen mit dem passenden Videomaterial gezeigt werden. Chef-, Co- und Taktiktrainer tüfteln zusammen mit den Videoanalysten das passende Anschauungsmaterial zusammen.
Das Training beginnt mit der Ernährung
Die Zeiten eines Paul Gascoigne oder Mario Baslers sind im Profifußball weitgehend Geschichte. Alkohol und Zigaretten sind unter den heutigen Athleten die absolute Ausnahme. Das liegt unter anderem daran, dass in den vergangenen Jahren bedeutend mehr Wert auf die Ernährung der Fußballer gelegt wurde. Nahezu jeder Verein beschäftigt mittlerweile einen oder mehrere Ernährungsberater, die individuelle Ernährungspläne für die Profis aufstellen. Denn das Training beginnt nicht erst auf dem Platz, sondern bereits am Abend zuvor bei Ernährung und Erholung. Dank detaillierter Daten lassen sich Leistungswerte genau ermitteln und gegebenenfalls über die die Ernährung bzw. Regeneration steuern.
Regeneration wichtiger denn je
Nicht nur der Fußball an sich ist in den letzten Jahren intensiver geworden, die Anzahl der Kilometer und zurückgelegten Sprints ist beispielsweise gestiegen, auch die Anzahl der Spiele im Ganzen hat enorm zugenommen. Für einen Europapokalteilnehmer wie die Bayern, die in der Champions League mit Fussball Quoten von 3,75 zu den Topfavoriten auf den erneuten Titelgewinn gehören, steht alle zwei bis drei Tage ein Spiel an. Genau deshalb ist es für die Trainer auch so schwierig, innerhalb der Saison neue Taktiken einzustudieren. Häufig besteht das Training in der Wettkampfphase in erster Linie aus Regeneration. Wenn samstags in der Bundesliga ein Spiel bestritten wurde, mittwochs die Königsklasse auf dem Programm steht und nur drei Tage später wieder der Liga-Alltag ansteht, bleibt zwischen den Reisen kaum Zeit zum Trainieren. Aus diesem Grunde ist auch die Vorbereitung so enorm wichtig. Das galt insbesondere für die Sommervorbereitung 2020, da die Winterpause mit der Gelegenheit zum Trainingslager in der Sonne in dieser Saison wegfällt.
Das Training der Bundesligisten hat sich über die Jahre stark verändert. Bestimmte Dinge wie Taktik, Technik oder das richtige Aufwärmen gehören auch heute noch dazu, allerdings sind viele weitere Komponenten, wie individuelle Trainingssteuerung, Ernährung und Regeneration hinzukommen. Klar, dass die Bundesligisten hier auf höchstem Niveau agieren. Aber auch Amateur-Coaches können sich bei den Bundesligisten einiges abgucken.